Süddeutsche Zeitung

Finanzkrise in Griechenland:Berlin spielt Euro-Austritt Athens durch

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Die griechische Regierungskrise ist überstanden, ein dickeres Rettungspaket geschnürt - aber die Bundesregierung scheint dem Frieden nicht zu trauen. Laut Medienberichten bereitet man sich in Berlin auf einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone vor - für den Fall, dass die Griechen sich nicht an die Spar-Absprachen halten. Auch ein sogenanntes Worst-Worst-Case-Szenario spielen die Finanzexperten durch.

Die Bundesregierung bereitet sich nach Presseinformationen auf einen möglichen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone vor. Experten des Bundesfinanzministeriums spielen laut einem Bericht des Spiegel verschiedene Möglichkeiten für den Fall durch, dass die neue Regierung in Athen die vereinbarten Sparprogramme nicht fortführen sollte. Erst vor wenigen Tagen wurden Gerüchte über eine mögliche Verkleinerung des Euro-Raums laut.

Ein sogenanntes Basis-Szenario rechnet demnach damit, dass der Ausstieg Griechenlands nach anfänglichen Turbulenzen längerfristig sogar zur Stärkung der Währungsunion beitragen könnte.

In einem Worst-Case-Szenario entwickeln sich die Angelegenheiten in der Eurozone dem Bericht zufolge dagegen weniger günstig: In diesem Fall würden Italien und Spanien ins Visier der globalen Finanzmärkte geraten und ihre Finanzierungskosten steigen. In der Folge wäre der Euro-Rettungsfonds EFSF gezwungen, die Länder mit frischem Geld zu versorgen. Dazu müsste er so schnell wie möglich auf ein Finanzierungsvolumen von einer Billion Euro aufgestockt werden.

Zusätzlich beschreiben die Regierungsexperten eine noch dramatischere Entwicklung in einem Worst-Worst-Case-Szenario. Danach würde die neue griechische Währung dramatisch gegenüber dem Euro an Wert verlieren. Zwar würden die Exporte des Landes billiger, negative Effekte würden aber überwiegen.

Die Staatsverschuldung würde trotz Schuldenschnitts steigen, weil die Verbindlichkeiten in Euro bestehen blieben. Die Kreditwürdigkeit des Landes würde sofort wieder sinken und auch die Geldversorgung der Wirtschaft stocken, weil die Banken ebenfalls vom internationalen Kapitalmarkt abgeschnitten wären.

Weil auch die griechischen Unternehmen ihre Schulden in Euro behalten würden, würden viele in Konkurs gehen und noch mehr Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Konsum dürfte einbrechen und so den Abschwung verschärfen. Dieses Szenario sei aber nicht das wahrscheinlichste, hieß es dem Bericht zufolge in Regierungskreisen.

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