Süddeutsche Zeitung

Iran:Khamenei: "Weder wollen wir einen Krieg noch die USA"

Lesezeit: 2 min

Von Paul-Anton Krüger, München

Ein neuer Vorfall hat die Spannungen am Persischen Golf nach Sabotageakten gegen Öltanker weiter verschärft. Saudi-Arabiens Energieminister Khalid al-Falih teilte am Dienstag mit, zwei Pumpstationen einer Pipeline in der Nähe von Riad seien von bewaffneten Drohnen angegriffen und beschädigt worden. Der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco habe den Betrieb der Leitung vorsorglich unterbrochen, um die Schäden zu begutachten.

Die Ereignisse fallen in eine Phase großer Spannungen zwischen den USA und Iran. Wie zuvor im Fall der Tanker gab es keine offizielle Schuldzuweisung seitens der USA oder Saudi-Arabiens. Ein Sprecher der Huthi-Miliz in Jemen, die von Iran unterstützt wird, erklärte aber, sie habe mit Drohnen strategische wirtschaftliche Ziele in dem Königreich angegriffen. "Dies ist eine Botschaft an Saudi-Arabien, stoppt eure Aggression!", sagte er. Solche Angriffe mit kleinen Drohnen haben bereits andere Milizen im Irak und in Syrien verübt. Nach Ansicht unabhängiger Experten werden die Huthis nicht von Iran kontrolliert. Die USA haben aber klargemacht, dass sie Attacken der Gruppe Iran zurechnen würden.

Irans Oberster Führer Ali Khamenei sagte im Staatsfernsehen: "Weder wollen wir einen Krieg noch die USA, die wissen, dass dies nicht in ihrem Interesse wäre." Deshalb werde es auch keinen Krieg geben. Iran habe aber "den Weg des Widerstands" gegen die USA gewählt; Verhandlungen lehnte er ab. US-Präsident Donald Trump sagte, die USA planten keinen Krieg gegen Iran. Er reagierte damit auf einen Bericht der New York Times, dem zufolge das Pentagon auf Verlangen von Sicherheitsberater John Bolton dem Weißen Haus aktualisierte Pläne für mögliche Militärschläge vorgelegt hat. Demnach könnten bis zu 120 000 US-Soldaten in die Region verlegt werden, sollte Iran US-Truppen attackieren. Ein Einmarsch in Iran sei aber ausgeschlossen.

Trump bekräftigte zugleich seine Entschlossenheit, auf etwaige Angriffe Irans auch militärisch zu antworten. Weder er noch Khamenei kündigten jenseits ihrer Beteuerungen konkrete Schritte an, die Spannungen wieder zu verringern.

Die angegriffene Pipeline verbindet die Ölfördergebiete in der Ostprovinz Saudi-Arabiens mit dem Hafen Yanbu am Roten Meer. Über sie könnte Saudi-Arabien täglich bis zu fünf Millionen Barrel Öl für den Export pumpen, sollte Iran im Zuge einer militärischen Auseinandersetzung die Straße von Hormus blockieren, die Meerenge am Eingang zum Persischen Golf. Darin liegt eine Parallele zu den Attacken auf die Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Ölhafen von Fudschaira am Golf von Oman ist ebenfalls Endpunkt einer Pipeline, die den Golf umgeht.

USA vermuten Iran hinter Angriffen auf Tanker

Nach einer ersten vorläufigen Einschätzung vermutet die US-Regierung Iran hinter den Attacken auf die Tanker. Belege dafür wurden nicht veröffentlicht. Das US-Militär schickte Experten nach Fudschaira, die feststellensollen, wer für die Sabotage verantwortlich ist. Alle vier Schiffe haben im Rumpf auf Höhe der Wasserlinie Löcher, die von Explosionen stammen könnten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4445684
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.05.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.