Süddeutsche Zeitung

Die Linke:Rot ist die Hoffnung

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Nach dem Abgang der Wagenknecht-Leute steht die Linke vor einem Scherbenhaufen - und will mit einem neuen Logo bessere Zeiten einläuten. Ob das funktioniert?

Von Angelika Slavik, Augsburg/Berlin

Die Linkspartei hat nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen ihren Außenauftritt überarbeitet. Zu Beginn des Parteitags an diesem Freitag will die Linken-Führung den Mitgliedern ein neues Logo präsentieren. Die Parteispitze hofft, damit ein Signal für einen Neubeginn zu setzen. Das Treffen in Augsburg sei "ein Startschuss", sagte Parteichef Martin Schirdewan der SZ. "Das neue Erscheinungsbild ist auch eine Weichenstellung für die kommende Europawahl und die Wahlen in Ostdeutschland."

Tatsächlich zeigte sich die Linke zuletzt in einem desolaten Zustand: Nach monatelangen parteiinternen Querelen traten die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht und neun weitere Bundestagsabgeordnete aus der Linken aus und kündigten an, eine neue Partei mit dem Namen "Bündnis Sahra Wagenknecht" gründen zu wollen. Das hatte zur Folge, dass die Linke ihren Fraktionsstatus im Bundestag verliert: Mit nur noch 28 verbliebenen Abgeordneten erreicht die Linke die Fraktionsuntergrenze von 37 Mitgliedern nicht mehr. Das bedeutet weniger Geld, weniger Redezeit und weniger Rechte im Bundestag.

In dieser Misere wollen Schirdewan und seine Co-Parteichefin Janine Wissler nun den Umbruch einleiten, auch optisch. Es ist das erste Mal seit Entstehung der Partei 2007, dass das Logo verändert wird.

Der kleine Keil auf dem "i" bleibt - er soll für eine "streitbare Linke" stehen

Bislang war der visuelle Auftritt der Partei schwarz-weiß gehalten, mit einem kleinen roten Keil über dem "I". Dieser Keil hat eine Geschichte: Er nimmt Anleihe an einem in linken Kreisen sehr populären Bild des russischen Künstlers El Lissitzky aus dem Jahr 1919. Es trägt den Titel "Beat the Whites with the Red Wedge" ("Schlag die Weißen mit dem roten Keil").

Der rote Keil steht dabei in der verbreiteten Lesart für die Bolschewiken, die gegen die Antikommunisten kämpfen. Diesen Bezug zu El Lissitzky habe man stärken wollen, heißt es bei der zuständigen Agentur Diebrueder: "Als gelerntes Zeichen für eine streitbare Linke, die mit der Zeit geht."

Fortan soll allerdings die Farbe Rot den Auftritt der Linken dominieren, konkret ein weißer Schriftzug auf rotem Grund. Interessantes Detail: Der Keil über dem "I" zeigt nicht mehr nach links, sondern nach rechts oben. Das gesamte Logo steht schräg - wohl Ausdruck der Hoffnung, dass es mit der Linken nun wieder aufwärtsgehen soll.

Ob das gelingen kann, wird sich wohl auch beim Parteitag in Augsburg zeigen: Denn Sahra Wagenknecht war bei Weitem nicht der einzige Unruheherd innerhalb der Partei. Auch das Verhältnis zwischen Partei- und Fraktionsspitze gilt als angespannt. Zuletzt hatten aber viele prominente Stimmen zur Einheit gemahnt: "Es muss Schluss sein mit der unsäglichen Selbstbeschäftigung", sagte etwa Noch-Fraktionschef Dietmar Bartsch in dieser Woche.

Auch Parteichef Martin Schirdewan appellierte zuletzt eindringlich an seine Leute: "Wenn es da in der Vergangenheit persönliche Differenzen gab, dann sind sie dazu verdammt, diese Differenzen jetzt zu überwinden."

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