Süddeutsche Zeitung

Corona:In Österreich steht die Ausweitung der Maskenpflicht bevor

Lesezeit: 2 min

Das Land verzeichnet den stärksten Anstieg der Neuinfektionen seit März. Nun werden die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung verschärft - Gesundheitsminister Anschober spricht von einer "neuen Risikokultur".

Angesichts der steigenden Neuinfektionen werden in Österreich die Maßnahmen gegen das Coronavirus verstärkt. Die Bundesregierung kündigte an, dass von Montag an im Handel, an Schulen und bei allen Formen des Kundenkontakts der Mund-Nasen-Schutz verpflichtend wird. Außerdem sollen alle Veranstaltungen im ganzen Land beschränkt werden: Ohne zugewiesene Sitzplätze beträgt die maximale Personenzahl im Inneren 50 Personen, im Freien 100 Personen. Bei Großveranstaltungen mit zugewiesenen Sitzplätzen innen liegt sie bei 1.500 Personen, im Freien bei 3.000 Personen.

In Österreich wurden am Donnerstag 664 Neuinfektionen mit dem Coronavirus registriert. Das ist der stärkste Anstieg innerhalb eines Tages seit März. Mehr als die Hälfte der Neuinfektionen wurde in der Bundeshauptstadt Wien gemeldet. An diesem Freitag gelten laut den Zahlen des Gesundheitsministeriums 4.820 Menschen nach einem positiven Coronavirus-Test als aktive Fälle, das sind 364 Fälle mehr als am Vortag.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober zufolge ist das Land im Kampf gegen die Pandemie besser aufgestellt als zuvor. "Wir implementieren derzeit in Österreich eine völlig neue Risikokultur", sagte der Grünen-Politiker zur SZ. Statt eines alleinigen Fokus auf die Infektionszahlen gebe es jetzt eine qualitative Gesamtbewertung.

Die Erkenntnisse werden wöchentlich von einer Corona-Kommission bewertet, die davon die Risiken für die Bund, Länder und Kommunen ableitet und Empfehlungen für die Bundesregierung abgibt. Entsprechend leuchtet dann die "Corona-Ampel" republikweit in vier verschiedenen Farben. Die türkis-grüne Bundesregierung hat vor etwa einer Woche das Ampelsystem eingeführt, um Hotspots in dem Land besser zu erkennen. Das System besteht aus vier Warnstufen.

Seit diesem Freitag sind Wien, Graz, die Tiroler Bezirke Kufstein und Schwaz sowie die Landeshauptstadt Innsbruck sowie in Niederösterreich Wiener Neustadt und der Bezirk Korneuburg gelb eingefärbt. Gelb steht für "mittleres Risiko".

Schweiz setzt Wien auf Liste der Coronavirus-Risikogebiete

Anschober sprach davon, dass dank der Kommission politisch umgesetzte Maßnahmen transparent in ihrer Begründung und evidenzbasiert abgesichert seien. "Gerade jetzt, angesichts der erwartetet ansteigenden Zahlen, ist dieses neue System eine starke Verbesserung unserer Arbeit."

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Donnerstag tagsüber von einer "explodierenden" Anzahl von Neuinfektionen gesprochen. Er forderte "schärfere Maßnahmen und kein Schönreden der Zahlen". Medienberichten zufolge hatte das Kanzleramt darauf gedängt, die Bundeshauptstadt Wien mit der zweithöchsten Warnstufe "Orange" zu kategorisieren - ohne Erfolg.

Am Freitag sagte Kurz, dass er davon ausgehe, dass die nun getroffenen Maßnahmen die Bevölkerung während des gesamten Winters "und womöglich darüber hinaus" begleiten würden. Das Ziel sei, mit "Augenmaß und Achtsamkeit" vorzugehen, sagte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).

Wegen der steigenden Infektionszahlen hat die Schweiz ebenfalls am Freitag Wien auf die Liste der Coronavirus-Risikogebiete gesetzt. Von Montag an gilt für Einreisende aus Wien eine Quarantänepflicht, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.

Dieser Text ist zuerst am 10. September 2020 erschienen und wurde am 11. September 2020 aktualisiert.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5028107
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/odg/aner
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.