Süddeutsche Zeitung

Weltraumkommando:Satelliten schützen, Schrott beobachten

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Die Bundeswehr bekommt eine neue Einheit mit Einsatzort Weltraum. Was nach "Raumschiff Enterprise" klingt, ist wichtig zum Schutz von Kommunikation und Navigation. Auch andere Nationen rüsten fürs All.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hat am Dienstag das neue Weltraumkommando der Bundeswehr in Dienst gestellt. Es soll den Schutz und die Überwachung von Satelliten übernehmen, gefährlichen Weltraumschrott beobachten und als Teil der militärischen Aufklärung Aktivitäten anderer Staaten analysieren. "Der Weltraum ist zu einer kritischen Infrastruktur geworden, die es zu sichern gilt", sagte Kramp-Karrenbauer auf dem Stützpunkt in Uedem an der niederländischen Grenze. Dort ist bereits seit 2009 am Zentrum Luftoperationen der Bundeswehr auf dem Paulsberg auch das Weltraumlagezentrum angesiedelt.

Das eigene Weltraumkommando soll nun bestehende Fähigkeiten und Kapazitäten bündeln und erweitern. Moderne Gesellschaften werden immer abhängiger von mobiler Kommunikation, Navigation und digitalen Zahlungssystemen. Ohne eine Nutzung des Weltraums seien diese "undenkbar", hielt die Bundeswehr vergangenes Jahr in einem Strategiepapier fest. Weltraumsysteme ordnet sie deshalb als kritische Infrastruktur ein, die besonderen Schutz genießt.

"Längst sind unsere zivilen und militärischen Satelliten eine Ressource, ohne die nichts mehr geht", sagte die Verteidigungsministerin. "Wie immer, wenn eine Ressource lebenswichtig wird, wird ihre Sicherheit zum Thema." Die Nato hatte den Weltraum im Jahr 2019 als eigene operative Dimension benannt neben Land, Luft, See und dem Cyberspace. Die Bundeswehr ist bislang auf andere Nationen angewiesen, vor allem die USA, um ein vollständiges Lagebild zu erhalten. Das Weltraumkommando soll daher von etwa 80 Dienstposten auf bis zu 250 ausgebaut werden.

Der Begriff Weltraumkommando wecke abenteuerliche Assoziationen von Jules Verne bis zum "Raumschiff Enterprise", sagte Kramp-Karrenbauer. Die Realität sei "längst nicht so reißerisch". Sie betonte, dass Deutschland anders als andere Staaten keine offensiven Fähigkeiten im Weltraum anstrebt. Die USA und Russland sind in der Lage, mit Raketen gegnerische Satelliten zu zerstören, und sie forschen auch an Mini-Satelliten, die andere Himmelskörper manipulieren können. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte ein Weltraumkommando als eigene Teilstreitkraft des US-Militärs etabliert.

Indien und China testeten Anti-Satelliten-Waffen

Aber auch andere Staaten bereiten sich auf eine mögliche Konfrontation im All vor: Indien und China haben in den vergangenen Jahren Anti-Satelliten-Waffen erfolgreich getestet. Auch können Satelliten Ziel von Cyberattacken werden, zu denen auch andere Akteure in der Lage sind. Militärisches Ziel solcher Operationen wäre es, die Kommunikation und das Lagebild eines Gegners zu stören.

Aufgabe des Weltraumkommandos ist es daher auch, die sechs derzeit in der Umlaufbahn befindlichen Satelliten der Bundeswehr zu schützen. "Die Aufklärungsfähigkeit der Bundeswehr, die Navigation und die Kommunikation in unseren Streitkräften hängen entscheidend von diesen Satelliten ab", betonte Kramp-Karrenbauer. Bedroht werden sie auch von Weltraumschrott, von dem etwa 20 000 Teile um die Erde kreisen. Diese zu beobachten, Satelliten vor Zusammenstößen zu schützen und Absturzorte von Trümmern zu berechnen, gehört ebenfalls zu den Aufgaben.

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