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Machtkampf in Minsk:Putin: Russland bildet Reservetruppe für Belarus

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Nach Angaben des russischen Präsidenten hat der belarussische Machthaber Lukaschenko darum gebeten, Einsatzkräfte für eine etwaige Entsendung vorzubereiten.

Angesichts des Machtkampfs in Belarus (Weißrussland) hält das Nachbarland Russland eigene Sicherheitskräfte in Reserve für den Fall eines Eingreifens. Das sei auf Bitten von Präsident Alexander Lukaschenko erfolgt, sagte Kremlchef Wladimir Putin dem Sender Rossija 1. "Und ich habe das getan."

Er sei sich aber mit seinem Amtskollegen in Minsk einig gewesen, dass es einen Einsatz nur unter bestimmten Voraussetzungen gebe - "wenn die Situation außer Kontrolle gerät und extremistische Elemente, die sich hinter politischen Parolen verstecken, bestimmte Grenzen überschreiten", sagte Putin und listete als Beispiele Raubüberfälle, in Brand gesteckte Autos oder Bankraub auf. "In einem Gespräch (...) kamen wir zu dem Schluss, dass es einen solchen Bedarf nicht gibt", meinte der Kremlchef. "Und ich hoffe, dass es auch nicht soweit kommen wird."

Die frühere Sowjetrepublik Belarus ist wirtschaftlich abhängig vom großen Nachbarn. Seit der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August kommt es zu Massenprotesten gegen Lukaschenko. Der 65-Jährige hat sich mit mehr als 80 Prozent für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Das Ergebnis steht international als gefälscht in der Kritik. "Wir gehen davon aus, dass alle bestehenden Probleme, die es heute in Belarus gibt, friedlich gelöst werden", sagte Putin in dem Interview. Wenn es Verstöße gegeben habe - auf Seiten der Demonstranten und der Sicherheitskräfte - müssten alle zur Rechenschaft gezogen werden.

Zugleich warf Putin dem Westen eine unzulässige Einmischung in die Angelegenheiten des unabhängigen Landes vor. Russland verhalte sich hingegen zurückhaltender und neutraler als viele andere Länder, behauptete er und erwähnte dabei explizit die Europäer und Amerikaner. Allerdings hatte sich Lukaschenko Propagandisten aus Moskau als Streikbrecher kommen lassen, nachdem eigene Journalisten des weißrussischen Staatsfernsehens ihm den Rücken gekehrt hatten.

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