Süddeutsche Zeitung

Außenminister in der Türkei:Maas sucht Ausgleich mit Ankara

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Von Christiane Schlötzer, Istanbul

Deutschland und die Türkei bemühen sich um eine Verbesserung ihrer Beziehungen, die vor allem seit dem Putschversuch vor gut zwei Jahren durch die Verhaftung von mehr als 30 Bundesbürgern schwer belastet wurden. Außenminister Heiko Maas wurde am Mittwoch in Ankara von Präsident Recep Tayyip Erdoğan in dessen Palast empfangen, das Gespräch dauerte deutlich länger als zunächst vereinbart. Maas hatte zuvor angekündigt, er werde auch Menschenrechtsfragen offen ansprechen und sich für die Freilassung von inzwischen noch sieben Deutschen einsetzen, die nach Überzeugung des Auswärtigen Amtes aus politischen Gründen festgehalten werden.

Es war die erste Reise von Maas in die Türkei und der Auftakt zu einer Serie hochrangiger Begegnungen: Ende September wird Präsident Recep Tayyip Erdoğan in Berlin zu einem Staatsbesuch erwartet, eine Woche zuvor kommt Finanzminister Berat Albayrak, Erdoğans Schwiegersohn. Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier reist im Oktober in die Türkei.

Maas will mit Vertretern deutscher Unternehmen sprechen

Das Land erlebt derzeit eine heftige Währungskrise, die Lira hat seit Jahresbeginn etwa 40 Prozent ihres Werts verloren. Einer der Gründe dafür ist ein schweres Zerwürfnis mit den USA. Präsident Donald Trump hat die Zölle für türkischen Stahl kräftig erhöht, als Reaktion auf die andauernde Inhaftierung eines US-Pastors in der Türkei. Ankara sucht seitdem finanzielle und politische Unterstützung auch aus der EU. Maas sagte vor dem Abflug in Berlin, der Türkei gehe es im Moment nicht darum, "über Hilfsmaßnahmen zu sprechen", sie wünsche sich vielmehr Investitionen. Deutschland habe auch "ein Interesse daran, dass es der Türkei wirtschaftlich gut geht". Berlin wolle "konstruktive Beziehungen" mit der türkischen Regierung, doch gebe es "einiges aufzuarbeiten".

Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu betonte Maas am Abend in Ankara, man habe lange über die aktuelle Lage in Syrien gesprochen. Die Türkei befürchtet eine "humanitäre Katastrophe" und eine neue Flüchtlingswelle wegen der drohenden Offensive syrischer Regierungstruppen auf die letzte Rebellenhochburg in Idlib. Die Stadt ist nur 30 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt.

Maas will am Donnerstag in Istanbul auch mit Vertretern deutscher Unternehmen sprechen. Mehr als 7000 deutsche Firmen sind in der Türkei aktiv. Zudem will er in Begleitung von Çavuşoğlu die Deutsche Schule in Istanbul besuchen, zur Feier ihres 150-jährigen Bestehens. Das in einem repräsentativen Bau untergebrachte Gymnasium gilt als Eliteschule und hat viele prominente Absolventen hervorgebracht. Zuletzt gab es Probleme mit der Lizenz für die deutsche Schule in Izmir, die aber vor dem Maas-Besuch noch gelöst wurden.

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SZ vom 06.09.2018
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