Süddeutsche Zeitung

Altmaier und Seibert twittern zur Energiewende:"Hi der @RegSprecher und ich freuen uns"

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Kann man die Energiewende in 140-Zeichen-Dialogen diskutieren? Und wollen die Bürger das überhaupt? Umweltminister Altmaier und Regierungssprecher Seibert versuchen, per Twitter mit dem Wahlvolk zu kommunizieren - und stoßen an ihre Grenzen.

Barbara Galaktionow

Wenn Politiker sich für den Kontakt mit dem Wahlvolk neuer sozialer Medien bedienen, kann das leicht ein bisschen peinlich werden. So zum Beispiel, als Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer im Mai zur Facebook-Party lud und vor allem Journalisten ins Münchner P1 trabten. Oder als die Grünen in Berlin-Lichtenberg unter dem Slogan "Da müssen wir ran" mit viel Tamtam eine Online-Kampagne für die "Mitsprachestadt" ins Leben riefen - von der nur noch ein paar unbeantwortete Anfragen geblieben sind.

Bundesumweltminister Peter Altmaier ( @peteraltmaier) und Regierungssprecher Steffen Seibert ( @RegSprecher) wagten sich nun auf ein anderes Feld moderner Kommunikation - und luden zur politischen Twitter-Debatte. Beide sind keine Neulinge auf dem Feld der Kurznachrichten-Dialoge. Doch ist es tatsächlich möglich, in 140-Zeichen-Nachrichten relevante Aussagen zum Thema "Energiewende" zu machen? Und zeigen die Bürger überhaupt Interesse an dieser Form der Politikeransprache?

"Hi der @RegSprecher und ich freuen unsd auf ein gutes Twtiierview. Macht Euch auf was gefasst! :-)", eröffnete CDU-Minister Altmaier um 18:34 Uhr den angestrebten Dialog mit dem Bürger, der knapp eine Stunde lang dauern sollte - und zumindest, was die Beteiligung anging, durchaus als Erfolg gewertet werden kann.

Zahlreiche Bürger nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen zur Energiepolitik direkt an prominenter Stelle loszuwerden: Was tut die Politik, um das Ausland mit ins Boot zu holen und von erneuerbaren Energien zu überzeugen? In welcher Weise wird der Atomaussteig die Grundlagenforschung im Bereich der Kernfusion beeinträchtigen? Wie geht die Regierung damit um, "dass Windräder wohl nötig sind, aber sie niemand 'vor der Haustür' haben will"?

Wie "passen 'Kürzung der Solarförderung' und 'Energiewende' zusammen"? Wieso zahlen die Kunden für die Energiewende, obwohl nur die Konzerne gewinnen? Und wie will man Menschen helfen, die die hohen Energiepreise nicht bezahlen können? Die gestellten Fragen zum Thema deckten ein weites Spektrum ab.

"Dreimal keine Antwort bekommen. #Gähn"

Und angesichts der Vielzahl der Anfragen waren kritische Kommentare jenseits des Themas ("@RegSprecher erinnern sie sich manchmal gerne an die zeit, als das herausfinden der wahrheit ihre hauptaufgabe war?") oder eher humorige Fragen ("@peteraltmaier Sehr geehrter Herr Minister, Wer twittert schneller? Sie oder der @RegSprecher ?") eher selten.

Das Problem des "Twitterviews" bestand daher weniger am mangelnden Interesse der Nutzer als in der naturgegebenen Begrenztheit, dass zwei Menschen weniger schnell auf Fragen antworten können, als Dutzende Twitterer sie stellen. So versandeten begonnene Dialoge bisweilen gerade an der Stelle, wo sie interessant zu werden drohten.

Andere kamen erst gar nicht zustande - sehr zum Unmut der Teilnehmer: "Drei Fragen gestellt, dreimal keine Antwort bekommen. #Gähn", beschwerte sich ein Twitterer. Und er war nicht der Einzige, dessen Fragen an diesem Abend ins Leere liefen. Steffen Seibert versprach jedoch eine Fortsetzung des Kurznachrichten-Interviews: " ... wir machen das demnächst mal wieder". Seibert und Altmeier scheinen die digitalen Gespräche jedenfalls Freude bereitet zu haben - wie ein Foto zeigt. Und die User sind gespannt, wie es weitergeht.

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