Süddeutsche Zeitung

CDU:Alter ist kein Argument

Den einen gilt Jens Spahn als zu jung, den anderen Friedrich Merz als zu alt. Doch bei der Suche nach einem neuen Vorsitzenden sollte sich die CDU von vielem leiten lassen, aber nicht vom Alter der Kandidaten.

Kommentar von Robert Roßmann, Berlin

Jens Spahn erzählt gerne, wie ihm vor der letzten Parteivorsitzenden-Wahl eine ältere Frau gesagt habe, er sei "blutjung", da müsse man noch warten. In diesen Tagen argumentieren auch viele in der CDU so: Der 39-Jährige sei nicht alt genug für Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur. Doch das ist Unsinn.

Es gibt gute Gründe gegen Spahn - seine 39 Jahre gehören nicht dazu. Er ist so alt wie Emmanuel Macron bei dessen Wahl zum französischen Präsidenten. Dass in der CDU jemand wie Spahn als blutjung gilt, ist kein Argument gegen ihn, sondern eines gegen seine Partei. Das Durchschnittsalter der CDU-Mitglieder hat die 60-Jahre-Grenze überschritten. Dass man nicht so alt werden muss, um in die erste Reihe rücken zu dürfen, zeigt schon ein Blick in die CDU-Geschichte: Angela Merkel wurde mit 45 an die Parteispitze gewählt, Helmut Kohl sogar mit 43.

Genauso unbegründet wie die altersbedingten Vorbehalte gegen Spahn sind die gegen Friedrich Merz. Ja, der Mann ist nur ein Jahr jünger als Angela Merkel. Aber warum sollte er deshalb zu alt fürs Kanzleramt sein? In den USA versuchen gerade Michael Bloomberg, 78, Bernie Sanders, 78, und Joe Biden, 77, den Präsidenten zu beerben. Bei der Auswahl ihres Vorsitzenden sollte sich die CDU deshalb von vielem leiten lassen, aber nicht vom Alter der Kandidaten.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2020
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