Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Yoga-Stunde XXL

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So groß ein Gehege auch bemessen sein mag, im Vergleich zur Wildnis ist es winzig. Damit die Elefanten nicht einrosten, setzt der Zoo in Houston, Texas, auf ein spezielles Dehnungsprogramm.

Von Alexander Menden

In manchen Zoos sieht man noch ältere Elefanten, die sich hin- und herwiegen oder immer wieder dieselben Bewegungsabläufe im kleinsten Radius vollführen, obwohl genügend Platz da wäre, um herumzulaufen. Das sind meist Tiere, die früher irgendwo lange angekettet waren und sich Hospitalismus-Verhalten angewöhnt haben. Nun kann man geteilter Meinung darüber sein, ob man Elefanten überhaupt in Gefangenschaft halten sollte, immerhin wandern sie in freier Wildbahn im Schnitt bis zu zehn Kilometer am Tag. Aber nur wenige dürften bestreiten, dass sich die Bedingungen in Zoos - zumindest der westlichen Hemisphäre - seit den dunklen Zeiten permanenter Fesselung extrem verbessert haben: Hoch hängende Futterkörbe, Schlammsuhlen und Schwimmbecken, ein Unterstand, Rückzugsmöglichkeiten und Bäume zum Scheuern, Spielzeug gehören dazu - und vor allem: andere Elefanten.

Doch manchen Zoos genügt das nicht. Der Tierpark in Houston im US-Bundesstaat Texas bietet seinen zwölf Elefanten zum Beispiel Yoga-Stunden an. Mit einer Reihe von statischen und dynamischen Dehnübungen stimulieren die Tierpfleger so nach eigener Aussage "Gehirn und Körper" der Tiere. Schon mit vier Monaten beginnen die Elefantenbabys mit ihrem Yoga-Training, indem sie mit einem an einem Besenstiel befestigten Tennisball spielen. Später ermutigen die Tierpfleger die Elefanten, den jeweiligen Körperteil zu bewegen, den sie mit diesem Stock berühren, indem sie zum Beispiel das Bein zur Seite strecken oder anheben. Dann gibt's zur Belohnung eine Banane, ein Stück Vollkornbrot oder eine Süßkartoffel.

Vielleicht sollte man in Yoga-Gruppen für Menschen demnächst ähnliche Belohnungsroutinen einführen - pro vollendeter Übung je ein Biss vom Proteinriegel oder so. Und ganz sicher ließen sich ein paar der Zoo-Übungen auch irgendwie übernehmen. Einen "Downward Dog" gibt es ja schon - warum also nicht mal ein "Upward Elephant"?

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