Süddeutsche Zeitung

WM-Frisuren:Was im Schnitt von dieser WM bleibt

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Platin stellte sich in Katar nicht unbedingt als die Farbe des Glücks heraus, der harte Einsatz am Rasierer brachte mehr Erfolg. Am Ende könnte aber die Natürlichkeit siegen.

Von Silke Wichert

Es wird jetzt also doch keinen blonden Jack Grealish geben. Zur Krönung des WM-Titels wollte sein Friseur ihm die Haare bleichen. Aber der englische Stürmer ist ja bekanntlich am Wochenende gegen Frankreich ausgeschieden. Für Grealish wahrscheinlich besser so, denn Blondies gab es bei dieser WM wirklich mehr als genug, und Platin, sagen wir mal, stellte sich in Katar nicht unbedingt als die Farbe des Glücks heraus.

Neymar jr., Richarlison, Rodrygo, Pedro und Antony waren alle frisch erhellt aufgelaufen, als hätten sie die Familienpackung Bleiche zum Vorteilspreis gekauft. Am Ende schieden sie ausgerechnet gegen die Kroaten aus, die nicht nur vollkommen anders Fußball spielen, sondern auch kopfmäßig anders drauf sind. Sie gehören - abgesehen von Luka Modric - zu den ausrasiertesten Truppen dieses Turniers.

Es war also vieles anders bei dieser WM, aber zumindest dieser Standard wurde eingehalten: Die Frisuren der Fußballer sorgten wie bei jedem Turnier für Aufsehen. Schließlich sind die Leibchen für alle gleich im Team. Schmuck ist auch nicht erlaubt, wie noch mal eindrucksvoll zu beobachten war, als das Spiel Frankreich gegen Polen minutenlang unterbrochen wurde, um Jules Koundé das Goldkettchen abzunehmen.

Bleiben nur Tattoos und eben Haare, um sich irgendwie abzuheben. Daher die rot-weiß-blauen Tupfer im Haar des US-amerikanischen Mittelfeldspielers Weston McKennie, die sofort viral gingen. Nicht zuletzt, weil die Haarpracht manchen etwas zu nationalistisch gefärbt erschien. Serge Gnabry machte zumindest mit seinen "Braids" in der deutschen Elf eine Top-Figur auf dem Platz.

Traditionell haben besonders die Engländer die Haare schön, jedenfalls nach eigenem Ermessen. Phil Foden etwa trägt aktuell Topfschnitt wie Jim Carrey in dem Film "Dumm und Dümmer", akzentuiert mit hineinrasierten Blitzen an den Seiten. Für solche Kreationen lassen er und die Kollegen Grealish und Marcus Rashford extra den Star-Friseur Ahmed Alsanawi aus Chessington bei London einfliegen, damit er ihnen am Vortag jedes Spiels ein Update verpasst.

Alsanawi würde sich zwar wünschen - ganz Profi -, er könnte sie am Morgen des Matches frisieren, damit der Schnitt noch frischer wirke, sagte er dem Mirror. Er verstehe aber, dass sie sich da fokussieren müssten. Sowieso ist Alsanawi so gefragt, dass er auch lagerübergreifend gebucht wird. Er betreute in Katar auch die Belgier Eden Hazard und Thibaut Courtois, bei der letzten WM sogar eine Reihe französischer Spieler, die ja dann bekanntlich gewannen. Funktionierte bei den Engländern jetzt leider nicht so gut.

Noch im Turnier sind die Argentinier, die schon vor dem Halbfinale gegen Kroatien nicht nur den Titel für die am offensivsten tätowierte Mannschaft gewinnen, sondern auch für den härtesten Einsatz am Rasierer. Doch während der Nacken und die Seiten mit 1-Millimeter-Aufsatz ausrasiert werden, bleibt bei Messi und Lautaro Martinez oben auffällig viel Haar stehen. Vielleicht als zusätzliche Dämpfung bei Kopfbällen, die ja, wie Studien zeigen, nicht unproblematisch sind.

Doch welcher Spieler schneidet bei dieser WM nun am besten ab? Wer sticht besonders heraus? Womöglich am ehesten Yassine Bounou, genannt Bono, der marokkanische Torwart. Der hat nämlich im Grunde überhaupt keine Frisur oder zumindest schon länger keine Sitzung mehr beim Star-Coiffeur gehabt. Das wirkt nicht nur angenehm natürlich, so bleibt auch extra viel Zeit, die Elfmeter-Vorlieben der Franzosen zu studieren.

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