Süddeutsche Zeitung

Vorwurf Kindesmissbrauch:Papst-Vertrauter streitet Missbrauchsvorwürfe ab

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Die erste Anhörung von Kardinal George Pell ist in Melbourne mit Spannung erwartet worden. Der Australier ist der höchste Würdenträger der katholische Kirche, der sich wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht verantworten muss. Der enge Mitarbeiter von Papst Franziskus hat alle Anschuldigungen zurückgewiesen - ohne etwas zu sagen. Er ließ lediglich seinen Anwalt Robert Richter sprechen. Dieser teilte mit, sein Mandant werde auf unschuldig plädieren.

Auch als der 76-jährige Pell den von Polizisten, Medienvertretern und Schaulustigen umringte Magistrates Court in Melbourne betrat, sagte er nichts. Er bahnte sich mit leerem Blick seinen Weg in den kleinen Gerichtssaal und setzte sich hinter sein Anwaltsteam. Pell ist der oberste Finanzberater von Papst Franziskus und damit die Nummer drei im Vatikan. Wegen der Vorwürfe, sich als junger Pfarrer und später auch als Erzbischof in seiner Heimat an Jungen vergangen zu haben, hatte er sich Ende Juni jedoch beurlauben lassen. Durch die Ansetzung des neuen Termins am 6. Oktober muss der Papst auf die Dienste des Kurien-Kardinals nun weiterhin verzichten.

Einige Unterstützer einer Gemeinde aus Melbourne hatten sich vor dem Gerichtsgebäude versammelt und applaudierten Pell. "Wir sind hier, um die Fakten zu hören", sagte ein Mann. Dem Kardinal müsse ein fairer Prozess gemacht werden. Eine Frau hielt ein Schild mit einem Bild Marias, die das Jesuskind in ihren Armen wiegt, in die Luft. Das Bild stehe für die Aufgabe der Kirche, Kinder zu schützen, so Cameron.

In der Vergangenheit hat Papst Franziskus ein entschiedenes Vorgehen gegen Verantwortliche sexueller Übergriffe auf Minderjährige versprochen. Das Verfahren gegen Pell stellt für ihn nun einen herben Rückschlag seiner Null-Toleranz-Politik dar. 2014 rief er eine Kommission von unabhängigen Experten ins Leben, die die katholische Kirche beraten sollte, um sexuellen Missbrauch von Kindern in der Institution zu bekämpfen und den Schutz von Kindern zu fördern. Die Kommission verlor jedoch an Glaubwürdigkeit, als zwei Missbrauchsopfer das Gremium im Streit verließen.

2015 erntete Franziskus Kritik, als er einen Bischof in Chile berief, den Missbrauchsopfer beschuldigten, Vergehen des berüchtigtsten Pädophilen des Landes gedeckt zu haben.

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