Süddeutsche Zeitung

Leute:Geburtstag ohne königliche Glückwünsche

Lesezeit: 3 min

Prinz Archie feiert unbeachtet seinen vierten Geburtstag, Katy Perry findet ihren Platz nicht, Emma Thompson hat ein rettendes Hustenbonbon, und First Lady Jill Biden wird Zeugin eines surrealen Moments: wie Prominente den Krönungstag erlebten.

Prinz Archie, 4, Geburtstagskind, hat am Samstag ohne königliche Glückwünsche seinen großen Tag gefeiert. Weder sein Großvater Charles III. und Stiefgroßmutter Camilla, noch Onkel William und Tante Kate gratulierten dem Sohn von Harry und Meghan öffentlich zum vierten Geburtstag, die Social-Media-Accounts von Buckingham und Kensington Palace konzentrierten sich in ihren Beiträgen auf das zweite Fest, das an diesem Tag stattfand: die Krönung in London.

Prinz Harry, 38, Geburtstagskind-Vater, gibt Geburtstagskuchen den Vorzug vor einem königlichen Krönungsessen. Der jüngere Sohn von König Charles flog unmittelbar nach der Zeremonie zurück zu seiner Familie in die USA, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Airline-Mitarbeiter berichtete. Harry sei am Samstagabend (Ortszeit) in Los Angeles gelandet. Bei der Krönungsmesse in der Westminster Abbey hatte der Fünfte der britischen Thronfolge in der dritten Reihe gesessen, zwischen Jack Brooksbank, dem Ehemann seiner schwangeren Cousine Eugenie, und Prinzessin Alexandra, einer 86 Jahre alten Cousine zweiten Grades von Elizabeth II. - und hinter seiner Tante Prinzessin Anne, die ihm mit ihrer roten Hutfeder die Sicht versperrte. Für den anschließenden Auftritt der Königsfamilie auf dem Balkon des Buckingham-Palasts war Harrys Anwesenheit nicht vorgesehen gewesen, zum Krönungsessen war er hingegen eingeladen, trat stattdessen aber den Rückflug an.

Prinz Louis, 5, königlicher Faxenmacher, hat seinem Opa die Show gestohlen. Während der Krönungszeremonie wurde der jüngste Sohn von Thronfolger William und Kate mehrmals beim Gähnen erwischt, auf der Kutschenfahrt zum Buckingham-Palast schnitt er Grimassen, und beim Auftritt auf dem Balkon spielte er mit seinen Händen auf dem Balkongeländer abwechselnd Klavier und Schlagzeug. Auch sein großer Bruder Prinz George, 9, der bei der Krönung als "Ehrenpage" Charles' Schleppe trug, wurde von den Kameras mit herausgestreckter Zunge eingefangen. Prinzessin Charlotte, 8, hingegen hatte ihre Mimik weitgehend im Griff. Die Tochter des Thronfolgerpaares ging mit ihrer Mutter im Partnerlook, beide trugen elfenbeinfarbene Kleider des Designers Alexander McQueen und silberne Lorbeerkränze im Haar. Kate hatte ein königsblaues Cape umgelegt und kombinierte dazu Süßwasserperlen-Ohrringe, die einst Prinzessin Diana gehörten.

Katy Perry, 38, US-Sängerin, hat den Überblick verloren. Die Musikerin, die zu den Stars des Krönungskonzerts am Sonntagabend gehört, wurde vor dem Gottesdienst von Kameras dabei eingefangen, wie sie sich suchend umblickte - offenbar weil sie ihren Platz nicht fand. Bei 2300 Gästen aus dem Showbusiness, dem europäischen Hochadel und aus Politik und Wirtschaft kann das durchaus passieren.

Emma Thompson, 64, Oscar-Preisträgerin, ist für Notfälle gewappnet. Wie Augenzeugen britischen Medien erzählten, half die Schauspielerin einem anderen Krönungsgast, der während der Zeremonie einen Hustenanfall bekam. Sie habe ein Hustenbonbon aus ihrer Handtasche genommen, dieses sei dann durch die Reihe gereicht und dankbar von dem Betroffenen gelutscht worden.

Jill Biden, 71, First Lady der USA, hat den Moment der Krönung als "surreal" empfunden. Die prunkvolle Zeremonie sei voller Schönheit gewesen, sagte sie der Nachrichtenagentur AP, "Sie können sich den Moment, in dem die Krone auf den Kopf des Königs und danach auf den der Königin gesetzt wird, gar nicht vorstellen". Biden wurde von ihrer Enkeltochter Finnegan, 23, begleitet. Nach Angaben des Weißen Hauses war Jill Biden die erste First Lady, die jemals einer britischen Krönung beigewohnt hat. In den USA ist es Tradition, dass der Präsident die Einladung ausschlägt und weiterreicht. Noch nie in der Geschichte war ein US-Präsident bei der Krönungsmesse zugegen.

Alexander Van der Bellen, 79, österreichischer Bundespräsident, ist nach seiner Teilnahme an der Krönung ein "noch überzeugterer Republikaner". Der Kronen-Zeitung sagte er, er habe die Zeremonie mit einer "Mischung aus Be- und Verwunderung" betrachtet. Sein Fazit: "Es war okay."

Melinda Simmons, 57, britische Botschafterin in der Ukraine, hat beim Fernschauen eine erstaunliche Beobachtung gemacht. "Ich sah die Ukraine", schrieb sie auf Twitter und meinte damit den gelb-blauen Teppichboden in der Westminster Abbey, der Ähnlichkeiten mit der ukrainischen Flagge hatte. Sie habe "für eine Minute die Fassung verloren". Aus der Ukraine war Olena Selenska, die Frau von Präsident Wolodimir Selenskij, zur Krönung angereist.

Andrew Lloyd Webber, 75, britischer Musicalkomponist, hat sich selbst zugehört. Die von ihm geschriebene Krönungshymne "Make A Joyful Noise" wurde im Gottesdienst in seinem Beisein uraufgeführt. Die Komposition sei ein "Gegenmittel" nach dem Krebstod seines Sohns vor wenigen Wochen gewesen, hatte Lloyd Webber dem TV-Sender Channel 4 gesagt. Die Nachrichtenagentur PA meldete, die Partitur sei an 6000 Kirchen verteilt worden, damit das Stück künftig im ganzen Land zu hören sein wird.

Paddington, peruanischer Bär, wohnhaft in London, hatte zum Krönungstag einen kurzen Tipp parat: "Denkt daran, heute fein artig und höflich zu sein", hieß es auf dem Twitter-Account @paddingtonbear. Zum Platin-Jubiläum der Queen im vergangenen Sommer hatte ein Video im Königreich Begeisterung ausgelöst, in dem die Kinderbuch- und Kinderfilm-Figur bei Elizabeth II. zum Tee zu Gast ist, sich danebenbenimmt und zum Schluss der Monarchin ein Marmeladensandwich schenkt. Mit Charles III. ist der Bär bislang noch nicht in Kontakt getreten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5844465
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/AP/nas
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.