Süddeutsche Zeitung

China:Herzerwärmendes aus Eis

So schön kann Kälte sein: Das 23. Internationale "Harbiner Eis- und Schneefest" liefert beeindruckende Bilder. Ein großes Thema dieses Jahr: Olympia.

Von Martin Zips

Gefrorenes ist besonders schön im Warmen anzusehen. Das kann jeder bestätigen, der schon einmal sibirischen Wind bei 35 Grad minus ins Gesicht geblasen bekommen hat. In Harbin, im nordöstlichen Zipfel Chinas, da haben sie so einen Wind. Aber weil Bewegung im Freien auch in der Mandschurei als grundsätzlich erstrebenswert angesehen wird und das Errichten von Sandburgen oder Maislabyrinthen den Bewohnern dort nur selten möglich ist, formen sie hier Skulpturen aus Eis und Schnee. Die Fotos, die dabei entstehen, sind wirklich beeindruckend.

Natürlich, ähnliche Festivals gibt es auch in Sapporo, Oslo oder Québec - doch die sind weder so groß, noch so alt wie das in der Volksrepublik. Mehr als 12 000 Arbeiter haben hier mit ihren Schwingsägen Eisblöcke aus dem Fluss Songhua Jiang bearbeitet und dabei imposante Klötze geschaffen. Nachts werden die Skulpturen, zum Beispiel die olympischen Ringe, sogar mit LED-Lämpchen beleuchtet.

Auch meterhohe Figuren aus Schnee haben die Arbeiter geformt. Zum Beispiel das lustige Olympia-Maskottchen Bing Dwen Dwen (übersetzt heißt das in etwa: "tiefgefrorene, reine, starke, kindliche Lebendigkeit" - passt also).

In den vergangenen Jahren haben auch viele Nicht-Chinesen das Eis-Festival von Harbin besucht. Doch in einer Pandemie ist das freilich Schnee von gestern. Diesmal bleiben die Chinesinnen und Chinesen weitgehend unter sich. Aber, wer weiß, zumindest der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach könnte es schon noch irgendwie hinbekommen, so ein nettes kleines Olympia-Selfie mit dem tiefgekühlten Bing Dwen Dwen. Vom Warmen aus betrachtet ist Eisiges ganz besonders schön.

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