SZ-Kolumne "Bester Dinge":Leckeres Gift-Sandwich
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Eine neuseeländische Supermarktkette lässt ihren Kunden Rezepte von künstlicher Intelligenz vorschlagen. Das führt zu überraschenden Ergebnissen.
Von Martin Zips
Zu den großen Konstanten des Lebens gehört, dass alles zwei Seiten hat. Mindestens! Gläser sind entweder halb voll oder halb leer, Messer und Gabel zwar praktischer als Stäbchen, aber irgendwie auch gefährlicher, und die Trennung von Lisa und Lena natürlich traurig, aber letztlich auch wurscht.
Vielleicht, so denkt man sich, wird auch die künstliche Intelligenz, von der gerade alle sprechen, nicht nur von Übel sein. Es sei denn, der Mensch verwendet sie falsch. Das konnte man gerade wieder in Neuseeland sehen, wo es eine Supermarktkette wirklich nett meinte mit ihren Kundinnen und Kunden und ihnen einfach mal so eine kostenlose App zur Verfügung stellte. Dort konnten die Menschen dann zum Beispiel all das eingeben, was sie gerade im Kühlschrank hatten, und schon lieferte ihnen die KI ein passendes Rezept dazu.
Aber klar, irgendwelche Trottel, die wahrscheinlich schon in der Kindheit Knallteufel durchs Treppenhaus geschmissen haben, meinten jetzt natürlich, sie müssten sie herausfordern, die arme Supermarkt-App. Also gaben sie völlig bescheuerte Sachen ein. So bescheuert, dass der KI am Ende gar nichts anderes übrig blieb, als Rezepte für "Chlorgas", "Gift-Sandwiches" und "mit Bleichmittel angereicherte Reisüberraschungen" auszuspucken, wie der Guardian weiß. Es sei zum Glück nichts passiert, aber in Neuseeland die Aufregung trotzdem groß.
Dabei hat sie's doch nur gut gemeint, die KI. Genauso wie der Münchner, der zwar manchmal gar nicht weiß, in welcher Himmelsrichtung sich der Marienplatz befindet, aber den fragenden Touristen schickt er trotzdem los. Weil's aus seiner Sicht überall schön ist! Und weil jedes Ding, wie Karl Valentin sagt, am Ende drei Seiten hat: "Eine positive, eine negative und eine komische."
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