Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Japans Schenkelklopfer auf Welttournee

Toshiyuki Yamada ist ein Großmeister des instrumentlosen Musizierens. Jetzt darf er seine Klatsch-und-Stampf-Kompositionen in Oxford vorspielen.

Von Thomas Hahn

Es begann vor 36 Jahren mit diesem Jungen, der sich nicht konzentrieren konnte. Toshiyuki Yamada war damals ein junger Grundschullehrer, der sich nicht mit sinnloser Strenge einführen wollte. Er brauchte eine Idee, mit der er das unruhige Kind in den Klassenverbund eingliedern konnte. Er kam auf Body Percussion, Musik mit dem Körper durch Klatschen, Schenkelklopfen, Aufstampfen. Diszipliniertes Krachmachen sozusagen. Es funktionierte. Toshiyuki Yamada machte Body Percussion zum Prinzip seiner Lehre und - wenn man so will - Karriere.

Heute ist der Kreativ-Pädagoge Yamada Professor am Kyushu Otani Junior College in Chikugo und ein Großmeister des instrumentlosen Musizierens. Er hat Bücher über die inklusive Kraft des Schenkelklopfens geschrieben, Klatsch-Konzerte mit dem Sinfonie-Orchester des Senders NHK veranstaltet und Musik komponiert, für Körper, nicht für Instrumente. Die Inspiration für sein Stück "Hanabi" kam vom traditionellen Chikugo-Feuerwerk-Festival.

Die Zeitung Mainichi nennt Yamada einen "Pionier" und berichtet nun über die Bemühungen, seine Kunst nach Übersee zu exportieren. Natürlich, Body Percussion wurde schon vor Yamada zur Musikerziehung genutzt. Und die Menschheitsgeschichte hat viele begnadete Körpertrommler hervorgebracht, äthiopische Achselhöhlenmusiker, bayerische Schuhplatter, indonesische Saman-Handtänzer. Trotzdem: Im März darf Toshiyuki Yamada mit rund 30 Mitstreiterinnen und Mitstreitern seine Errungenschaften an der Universität Oxford vorspielen. Er hat etwas Wichtiges zu erzählen: Laut sein verbindet.

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