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SZ-Kolumne "Bester Dinge":Geteiltes Glück ist neunzigfaches Glück

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Italien erlebt seinen höchsten Lottogewinn. Von den 371 Millionen Euro bekommen so viele Leute etwas ab, dass bereits von einem "demokratischen Gewinn" gesprochen wird.

Von Oliver Meiler

Es heißt ja, geteiltes Glück sei doppeltes Glück. Nur wenn es ums liebe Geld geht, kann das Glück nie genug und ungeteilter sein. Beim Erben etwa wächst in den Menschen vor allem der Neid, eine eher unsympathische Regung.

In Italien begehen die Medien nun mit kollektiver Freude den höchsten Lottogewinn, den das Land je erlebt hat: 371 Millionen Euro im "SuperEnalotto", für sechs richtige Zahlen. Gewonnen hat nicht eine Glückliche oder ein Glücklicher allein, sondern gleich neunzig Personen. Eine Zeitung schreibt von einem "demokratischen Gewinn". Sie alle hatten sich an einem System beteiligt, das die nationale Lottogesellschaft Sisal mit Computern erstellt und über die Annahmestellen den Kunden anbietet. Schon mit fünf Euro kann man da einsteigen. Ein solches System vergrößert die Gewinnchancen, weil es einen Haufen Zahlen kombiniert - mehr jedenfalls, als man als Einzelner mit fünf Euro und den eigenen Glückszahlen je kombinieren könnte. Aber klar, man ist gerne Herr seines Glücks. Und: Gewinnt man gemeinsam, muss man eben teilen - mehr oder weniger, je nachdem, wie viele sistemisti am Ende am selben System teilgenommen haben. Bei einem Jackpot von 371 Millionen Euro allerdings ist auch ein Bruchteil ziemlich viel, in diesem Fall sind es 4,1 Millionen Euro pro Gewinner.

So kommt es, dass Atripalda, eine kleine Stadt in Süditalien, 10 000 Einwohner, über Nacht sechs neue Millionäre zählt. Sie alle haben dasselbe System in derselben Lottoannahmestelle gespielt, einer Bar an der Via Appia. Sie trägt den einigermaßen passenden Namen "Paradiso di Stelle", Paradies der Sterne.

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