Süddeutsche Zeitung

Brexit-Postkartenaktion:"Da ist mir wieder bewusst geworden, was wir den Briten zu verdanken haben"

Lesezeit: 2 min

Weil sie den Brexit bedauert, hat eine Münchnerin die Aktion "We say hello" gestartet: Postkarten mit netten Botschaften nach Großbritannien schicken.

Interview von Cathrin Kahlweit, London

Die Münchnerin Susanne Weiß hat mit Nachbarn die Aktion "We say hello" gestartet. Wer den Brexit bedauert, soll eine Postkarte über den Kanal schicken, um zu sagen: Wir werden euch vermissen.

SZ: Nach dem Ja zum Brexit-Referendum haben ein paar EU-Bürgerinnen in London die Aktion "Hug a Brit" ins Leben gerufen. Nun also Ihre Aktion unter dem Namen "We say hello" ...

Susanne Weiß: ... wir wollen zeigen: Es ist uns nicht egal, was passiert. Ihr gehört zu uns, zu Europa - und wir denken an Euch.

Haben Sie eine spezielle Beziehung zu Großbritannien?

Ich war ein paar Mal da und schätze Land und Leute sehr, mehr nicht.

Steht ein politisches Ziel dahinter? Wollen Sie die Briten zurückholen?

Wir hätten die Briten gern weiter dabei. Aber einzugreifen, Position zu beziehen, würde es wohl nur schlimmer machen.

Acht verschiedene Postkartenmotive kann man sich auf der Homepage wesayhellouk.wordpress.com herunterladen.

Eins der Motive: Die Beatles.

Auch dabei: Eine Tea-Time-Postkarte.

Sherlock Holmes, in einer verpixelten Version.

Auch einen Punk kann man als Postkarte nach England schicken.

Sie haben eine Webs ite gestaltet, auf der man Postkarten herunterladen, ausschneiden und zusammenbasteln kann. Auf einer ist der Zebrastreifen auf der Abbey Road abgebildet, der auf dem Cover einer Beatles-Platte zu sehen ist. Eine ihrer Liedzeilen heißt: "You say goodbye, I say hello". Kommt daher: "We say hello?"

Zuerst wollten wir die Initiative "Hello with Love" nennen, aber das war uns zu emotional, weil vor allem Respekt rüberkommen soll. Das "We" soll für ganz Europa stehen.

Auf den Karten ist Sherlock Holmes zu sehen, eine Teetasse, ein Mini, ein Punker. Football. Das sind alles Klischees.

Höflichkeit, Humor, Understatement - das lässt sich halt schwer darstellen. Aber auch dafür lieben wir die Briten ja.

Wie kann man denn nun mitmachen?

Man kann eine Postkarte an Bekannte senden - oder recherchieren, wer sonst die Botschaft erhalten soll. Ich habe schon eine weggeschickt: an 10 Downing Street, London. Die nächsten Karten gehen an die Rathäuser in den Bezirken, in denen besonders viele Menschen für den Brexit votiert haben.

Wie kam Ihnen die Idee zu "We say hello"?

Ich habe unter anderem "The darkest hour" gesehen, den Film über Churchill und den Kriegseintritt der Briten. Da ist mir wieder bewusst geworden, was wir den Briten zu verdanken haben. Dass sie geholfen haben, die Nazis zu besiegen.

Glauben Sie, dass jemand antwortet?

Am schönsten wäre es, wenn sich Menschen in anderen EU-Ländern anschließen. Und ich wünschte mir, dass vor allem junge Leute sich angesprochen fühlen. Das waren schließlich die, die vor zwei Jahren so spät aufgewacht sind.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2018
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