Süddeutsche Zeitung

Wolfratshauser Innenstadt:Mehr Platz, weniger Autos

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Mit einem Zielplan wird die Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Wolfratshauser Marktstraße abgeschlossen. Nun muss der Stadtrat in einem Grundsatzbeschluss die geforderte Aufwertung auf den Weg bringen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Wie die Wolfratshauser Altstadt künftig aussehen könnte, konnten die Teilnehmer bei der Abschlussveranstaltung der Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Marktstraße am Mittwochabend in der Loisachhalle sehen: Die Architektin und Stadtplanerin Claudia Schreiber, die den Prozess von Anfang an begleitet hat, hatte die Ergebnisse der fünfmonatigen Dialogplanung in einem "Zielkonzept" zusammengefasst und auf einem großen Plan skizziert. Darauf gab es unter anderem einen Marienplatz, der mit einem zur Straße versetzten Brunnen sehr großzügig wirkte, sowie einen kleinen Kreisverkehr am Schwankl-Eck.

"Wir haben versucht, einen möglichen Zielplan zu erstellen", erklärte Schreiber den etwa 80 Gästen im Saal. Nach dem Kreativtag, bei dem sich die Bürger auf gemeinsame Ziele für die Umgestaltung geeinigt hatten, und einer Überprüfung durch Fachleute bei einem "Machbarkeitscheck" hatte ihr Büro visualisiert, wie die wichtigste Achse der Altstadt nach dem erklärten Bürgerwillen aufgewertet werden soll: Die Einbahnstraßenregelung bleibt, Fahrbahn und Gehsteige sollen zwischen Musikschule und Johannisgasse höhengleich angepasst und nur optisch getrennt werden. Die Straße wird lärmmindernd asphaltiert und verschwenkt, um den Verkehr zu bremsen. Der Maienplatz bekommt durch die Versetzung des Brunnens mit Entfernung der Platanen mehr Platzcharakter, und auch das Schwankl-Eck soll aufgewertet werden. Die Parkplätze sollen, bis auf Stellflächen für Behinderte und Ladezonen, wegfallen.

Diese von den Bürgern erfassten "wesentlichen Leitziele" habe sie planerisch skizziert und mit Empfehlungen ergänzt, sagte Schreiber. Laut ihrem Entwurf soll die Fahrbahnbreite auf 4,25 Meter reduziert werden. An einigen Stellen, etwa vor dem Marienplatz, wird die Straße auf nur drei Meter verengt, um Querungen zu erleichtern. Auf dem Plan hatte Schreiber Bäume eingezeichnet, die in den Straßenraum ragen. Diese seien jedoch, genau wie der Mini-Kreisel am Schwankl-Eck, nur Vorschläge, betonte die Architektin.

Schreiber erklärte auch, was die Bürgerbeteiligung noch nicht geklärt habe: etwa Beleuchtung, Beschilderung und ein Fahrradkonzept, das "dringend mitgedacht werden" müsse. Auf ihrem Plan hatte sie auch die seit langem beschlossene Umgestaltung des westlichen Loisachufers zur grünen Flaniermeile eingezeichnet. Der Radverkehr könne künftig auf der Marktstraße in geltender Einbahnrichtung und am Fluss in die andere Richtung geführt werden. Die Umgestaltung sollte die gesamte Altstadt berücksichtigen, betonte Schreiber. "Alle drei Bänder müssen mitgedacht werden", sagte sie und meinte Bergwald, Marktstraße und Loisach.

Der Zielplan geht nun als Empfehlung an den Stadtrat, der im Mai einen Grundsatzbeschluss zur Umgestaltung fassen will, aus der ein Planungsauftrag hervorgehen soll. Weil für den Einbahnstraßenbereich zwischen Bahnhofstraße und Johannisgasse bereits die meisten Gespräche mit Behörden stattgefunden hätten, solle dieser als erstes realisiert werden, erklärte Stadtmanager Stefan Werner. Als Vorentwurf solle jedoch die gesamte Marktstraße geprüft werden. Im Mai soll auch der Bauantrag für das Parkhaus am Hatzplatz gestellt werden. Danach könne dann die Planung für das westliche Loisachufer fortgesetzt werden. Nach dem Grundsatzbeschluss und dem Antrag auf Städtebauförderung könne dann im Juni 2020, nach der Kommunalwahl, der neue Stadtrat ein Büro mit der Entwurfsplanung beauftragen, sagte Werner. Die Ausführungsplanung könne voraussichtlich Anfang 2021 erfolgen. "Der früheste denkbare Baubeginn ist im Herbst 2021."

Beim Feedback forderten die Bürger unter anderem eine vorzeitige Geschwindigkeitsbegrenzung. Bauamtsleiterin Susanne Leonhard erklärte, dass die Stadt bereits Tempo 30 für die Marktstraße beantragt hat. Martin Herda vom Staatlichen Bauamt Weilheim zeigte sich jedoch skeptisch: Mit einer "versteckten Box" habe man kürzlich gemessen, dass die Autos im Markt bereits jetzt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern fahren, berichtete er. "Ob wir mit einer Beschränkung einen positiven Effekt erzielen, wage ich zu bezweifeln." Eine Bürgerin sorgte sich, dass der Stadtrat die von den Bürgern erarbeiteten Vorschläge ablehnen könnte. "Das wäre konträr zu unserem Wunsch, die Bürgerbeteiligung zu machen", beruhigte sie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW).

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Quelle:
SZ vom 12.04.2019
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