Süddeutsche Zeitung

Wolfratshauser Immobilie:Die Zukunft des Bergkramerhofs

Lesezeit: 3 min

Nach dem Aus für den Wolfratshauser Golfklub spricht Präsident Hingerl vom Wunsch des Eigentümers, dort Mais anzubauen. Der wiederum hält sich noch bedeckt - auch was mögliche Wiedervorlagen von Hotelplänen angeht.

Von Konstantin Kaip und Claudia Koestler, Wolfratshausen

Makler sprechen grundsätzlich bei jeder Immobilie von drei wichtigen Faktoren: Lage, Lage, Lage. Und die ist am Wolfratshauser Bergkramerhof geradezu ideal: Fernblick über die Stadt zu den Alpen, ruhig und trotzdem mit direkter Anbindung an die A 95. Noch genießen all das Golfspieler, doch das Ende des dort ansässigen Klubs wirft die Frage nach der Zukunft des Areals auf. Das bisher ökologisch gepflegte Grün soll künftig wieder landwirtschaftlich genutzt werden. So steht es zumindest in dem Sondernewsletter, den der Präsident und Geschäftsführer des Golfklubs Josef Hingerl an mehr als 2000 Golfer der Region München geschickt hat, um sie darüber zu informieren, dass der Spielbetrieb in Wolfratshausen zum 31. Dezember 2022 endet. Wie berichtet läuft dann der Pachtvertrag mit Eigentümer Helmut Danhuber aus. "Er wird nicht verlängert", erklärt Hingerl. "Es wird wieder Mais angebaut."

Diese Aussage will Danhuber selbst nicht bestätigen, nur so viel: "Da oben wächst ja schon längst Mais, auf zwölf Hektar, neben dem Golfgrün." Ob er die landwirtschaftliche Nutzung dann ausweiten wird oder andere Pläne hegt, "das erfährt noch niemand, nicht einmal meine eigenen Kinder", erklärt er. 2017 allerdings gab es einen Vorstoß, auf dem Gelände ein Hotel zu errichten. Damals war die Rede von einem Haus mit 100 Zimmern, einem Spa-Bereich und Gastronomie. Nicht der erste Versuch, denn schon sechs Jahre zuvor gab es ähnliche Pläne. Ob er diese nun erneut aufgreifen will oder doch die Landwirtschaft ausgeweitet wird, dieses Geheimnis wird er nicht lange hüten können, das ist auch Danhuber klar: "In zwei bis drei Monaten wird es öffentlich werden. Denn dann muss der Wolfratshauser Stadtrat sich mit meinen Plänen für den Bergkramerhof beschäftigen", kündigt er an.

Präsident Hingerl bedauert derweil das nun bevorstehende Ende der Golfanlage, die er seit 2007 betreibt. Das 1994 als Neun-Loch-Platz entstandene Green wurde 1999 um weitere neun Löcher erweitert. Zwar habe er mit den Gebrüdern Fagner, auf deren Flächen die Erweiterung angesiedelt ist, "eine Option für einen 30-jährigen Pachtvertrag in fünf Jahren zäher Verhandlungen erreicht", erklärt Hingerl. Danhuber, dem die ersten neun Bahnen gehören, habe ihm jedoch "definitiv schriftlich erklärt, dass er den Vertrag nicht verlängert". Stattdessen wünsche der Eigentümer "den Rückbau seiner Golfplatzflächen zur Nutzung des Geländes als Landwirtschaft", so Hingerl. "Er verdiene durch Maisanbau mehr als mit der Golfplatzpacht." Ob das zutrifft, lässt Hingerl "dahingestellt" - zumal andere Anlagen in der Region nur die Hälfte der Pacht pro Hektar zahlten, wie er schreibt. Danhubers Entscheidung "ist aber jetzt zu respektieren", erklärt er.

Jahrelang habe er um Fortbestand und Verbesserung der Golfanlage gekämpft, lässt Hingerl die Golfer wissen - und erinnert an die "problematische Situation Ende 2016", als die Anlage wegen nachgewiesener Schadstoffe auf eine pestizidfreie Pflege umstellen musste und "die Grüns wegen Entzugs von Pestiziden (wie bei einem Junkie der Entzug von Stoff) zusammenbrachen". 150 Mitglieder hätten den Klub damals verlassen. Als "erste ökologische Golfanlage Deutschlands" rühmt sich heute der Bergkramerhof, der zurzeit etwa 400 Mitglieder zählt. "Der Platzzustand - ohne Pestizide - dürfte den Höhepunkt der bisherigen Platzpflege erreicht haben, insbesondere auch wegen der Erneuerung der Grüns vor zwei Jahren", erklärt Hingerl.

Im Schreiben weist der Präsident auch darauf hin, dass die geplante künftige Nutzung in Bezug auf die Vorgeschichte durchaus etwas paradox ist. "Eine gewisse Ironie besteht darin, dass der Leiter des Gesundheitsamtes in Bad Tölz im Jahre 2014 der Presse gegenüber erklärte, der Golfplatz Bergkramerhof (den das Landratsamt immerhin genehmigt hatte) habe keine Existenzberechtigung, denn die schneiden das Gras ja nicht mit der Nagelschere. Jetzt bekommen das Landratsamt und die Stadt Wolfratshausen wieder die landwirtschaftliche Nutzung und den pestizidintensiven Maisanbau im Wasserschutzgebiet."

Der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) will das baldige Ende des Pachtvertrags nicht kommentieren. Schließlich handele es sich um eine privatrechtliche Angelegenheit, sagt er. Hingerl habe sich jedoch sehr bemüht und viel Arbeit in den Bergkramerhof gesteckt. Dass es diesen "tollen Öko-Golfplatz mit schöner Lage" bald nicht mehr gebe, sei für Wolfratshausen "schon ein gewisser Verlust von der Außenwirkung her".

Persönlich könne er mit der Entscheidung des Verpächters "gut leben", erklärt Hingerl. "Ich bin nunmehr 73 Jahre alt und habe noch neben dem Golfhotel Fahrenbach, den Anwaltskanzleien und meinem Bauernhof genügend Aufgaben." Allerdings räumt er ein, dass er den Bergkramerhof "ursprünglich als meinen herzerfrischenden ,Austrag' für mein Alter vorgesehen hatte". Das lasse sich nun nicht mehr realisieren. "Aber es ist gut so. Meine Mission scheint hier erfüllt zu sein." Die Zeit mit den Mitgliedern und Gästen habe ihm sehr viel Freude gemacht, und so bleibe es auch. "Ich bin bereit, mein bisheriges Engagement der Golfanlage weiter zu widmen, damit die Golfer der Region bis Ende 2022 unsere herrliche Golfanlage mit traumhaften Gebirgsblicken weiter genießen können."

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SZ vom 28.07.2021
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