Süddeutsche Zeitung

In Geretsried:Eine Schwimmhalle für alle

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Richtfest am interkommunalen Hallenbad - Landrat Josef Niedermaier, auf den die Idee zurückgeht, hebt ebenso wie Bürgermeister Michael Müller den Modellcharakter hervor.

Von Felicitas Amler, Geretsried

Das Hallenbad für den Nord-Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ist unter Dach und Fach: Am Mittwochnachmittag haben Handwerker und Vertreter der beteiligten Kommunen an der Adalbert-Stifter-Straße das Richtfest gefeiert. Bürgermeister Michael Müller (CSU) sprach von einem "Vorzeigeprojekt mit Vorbildcharakter für interkommunale Zusammenarbeit" und von einem "Schmuckstück". Die Gesamtkosten liegen bei 16,5 Millionen Euro. Noch ist es längst nicht soweit, dass der Dritte Geretsrieder Bürgermeister Gerhard Meinl (CSU) und Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) ihre vielfach angekündigten ersten Sprünge ins Wasser des Bads machen können. Aber das Gebäude nimmt, wie Müller sagte, Formen an.

An den Kosten des Baus der Sportstätte, die direkt am Geretsrieder Schulzentrum liegt, sind der Landkreis und sieben Kommunen beteiligt. Außer dem Bauherrn Geretsried sind dies Egling, Eurasburg, Wolfratshausen, Münsing, Königsdorf, Icking und Dietramszell. Die Betriebskosten teilen sich all diese Kommunen bis auf Icking. Geretsried investiert allein annähernd elf Millionen Euro in den Bau - es ist nach Müllers Worten für die Stadt das finanziell größte Projekt seit jeher. Der Freistaat gibt gut vier Millionen dazu, der Rest verteilt sich. So steuert etwa Wolfratshausen rund 250 000 Euro bei, Icking gut 37 000 Euro.

Mit der Höhe des Betriebskostenzuschusses ist die Intensität der Nutzung als Schulsportstätte verbunden. Darüber haben alle Beteiligten eine Vereinbarung geschlossen. Es wird mit jährlichen Gesamtbetriebskosten von 750 000 Euro gerechnet. Daran wären etwa Egling mit knapp 29 000 Euro beteiligt, Königsdorf mit gut 17 000 Euro, Geretsried mit einer halben Million.

Das Bad hat auf einer Grundfläche von etwa 2500 Quadratmetern ein 320 Quadratmeter großes Wettkampf-, ein 137 Quadratmeter großes Springer- und ein 124 Quadratmeter großes Lehrschwimmbecken. Für Kinder ist ein eigenes 24 Quadratmeter großes Becken vorgesehen. Alle diese Bereiche lassen sich im Innern schon erkennen, ebenso der Sprungturm.

Die Idee eines Gemeinschaftsprojekts hatte Landrat Josef Niedermaier (FW) vor acht Jahren. Die Stadt Geretsried hat ein eigenes Hallenbad aus den Siebzigerjahren, das bereits mehrmals saniert werden musste. Eine dauerhafte Lösung wäre dort für die Stadt nicht absehbar gewesen. So formierten sich nach und nach die Kommunen des Nord-Landkreises zur Unterstützung eines Bads, das allen zugutekommt. Für Dietramszell war dieses Vorhaben von jeher attraktiv, da die Gemeinde ihr Hallenbad in Ascholding ebenfalls nicht auf längere Sicht erhalten kann. Es bleibt nur noch solange erhalten, bis das neue Bad in Geretsried steht.

Auch Wolfratshausen, so schien es den Befürwortern der interkommunalen Zusammenarbeit, könnte ein besonderes Interesse daran haben. Denn auch das dortige Lehrschwimmbecken ist marode. Dennoch hing das Zustandekommen des Gemeinschaftsprojekts letztlich nur an Wolfratshausen - eine Zitterpartie. Schließlich führte erst ein Bürgerbegehren zum Erfolg. Der Bürgerentscheid wurde dann aber obsolet, da die Mehrheit des Stadtrats im November 2016 doch zustimmte.

Als Niedermaier im Jahr 2011 ein interkommunales Hallenbad für den Nord-Landkreis vorgeschlagen hatte, war von rund zwölf Millionen Euro Baukosten und einem jährlichen Betriebskostendefizit von 925 000 Euro die Rede. Dass der Bau teurer wird, ist heute sicher. Wie teuer der Betrieb tatsächlich wird, lässt sich letztlich noch nicht sicher sagen. Das Ziel, das Bad zum Schuljahresbeginn 2020/21 zu eröffnen, ist laut Stadtverwaltung nach jetzigem Stand gesichert. Im Frühjahr davor soll probeweise schon einmal Wasser eingelassen werden.

Der Landrat hielt sich beim Richtfest kurz, um Zimmerer Martin Scharl zu Wort kommen zu lassen. Niedermaier betonte mit Blick auf das Bad: "Da steht ganz groß drüber: Gemeinsam sind wir stark."

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Quelle:
SZ vom 20.09.2019
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