Süddeutsche Zeitung

Geretsried:AfD-Rapper mit Pfefferspray

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Bei der Demo in Geretsried hatte der Musiker den verbotenen Gegenstand dabei. Eine Strafe will er nicht zahlen. Es kommt zum Prozess vor dem Amtsgericht.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Der Rapper Chris Ares pflegt enge Verbindungen zu rechten Gruppierungen. Der 24-Jährige ist Teil der nationalistischen Gruppierung "Bündnis deutscher Patrioten". In seinen Rap-Texten formuliert er bewusst uneindeutig. Mit Zeilen wie "Wir kämpfen für die Ahnen hier im Land" hat er Erfolg. Auf Youtube hat sein Video "Deutscher Patriot" mehr als 100 000 Views.

Obwohl sich der junge Mann nach außen gern als friedlicher Patriot gibt, soll er auf einer Wahlparty der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD) in München Anfang September handgreiflich geworden, auf einen Fotografen losgegangen sein, ihn bedroht und nach ihm getreten haben. Fotos auf Twitter zeigen den Übergriff. Der Rapper gab an, aus Notwehr gehandelt zu haben.

Für die AfD ist der Rapper schon öfter bei Veranstaltungen aufgetreten, im März etwa in Geretsried. Damals hatte der Rapper ein Pfefferspray mit, was nicht erlaubt ist. Das gab er nach Aufforderung durch die Polizei ab. Allerdings wollte er die Strafzahlung in Höhe von 1500 Euro wegen des Verstoßes gegen das bayerische Versammlungsgesetz nicht bezahlen. Deswegen kam es am Wolfratshauser Amtsgericht am Montag zum Prozess. Ein Urteil fiel aber nicht. Die Anwältin des Rappers forderte eine Einstellung des Verfahrens. Das lehnte die Staatsanwältin ab. Amtsrichter Helmut Berger deutete an, dass die Strafe bei einer Verurteilung nur noch höher ausfallen werde. Der Rapper zog seinen Einspruch zurück.

Vor Gericht in Wolfratshausen gab sich der Angeklagte nun wegen des Pfeffersprays in Geretsried ahnungslos. Er sagte, dass er gar nicht wusste, dass er damals ein solches in seiner Jackentasche gehabt habe. Die AfD habe ihn als Musiker für die Veranstaltung gebucht. Er sei direkt aus Hamburg angereist. Polizisten hätten vor den Absperrungen am Neuen Platz nachgehakt, ob die Gäste verbotene Gegenstände bei sich hätten. Daraufhin habe er in seinen Sachen gekramt und das Pfefferspray gefunden, es sofort einem Polizisten ausgehändigt.

Bei der Geretsrieder AfD-Demonstration auf dem Neuen Platz im März war es weitgehend friedlich geblieben. Wie ein damals eingesetzter Kriminalhauptkommissar schilderte, seien vielleicht 300 Partei-Anhänger und ein breites Bündnis von rund 1100 bis 1200 Gegendemonstranten dort gewesen. Der Staatsschutz sei hinzugezogen worden, um Verstöße gegen das Versammlungsrecht zu überwachen. Sie hätten 18 verbotene Gegenstände entdeckt, mehrere Taschenmesser, Pfeffersprays und eine Sicherheitsschutzweste. Die Polizei habe 20 bis 25 Anzeigen aufgenommen, etwa wegen Beleidigung und Körperverletzung. Laut Polizeiprotokoll soll der Rapper außerdem über sein Pfefferspray gesagt haben, dass man heutzutage mit den vielen Asylanten so was brauche. Der Angeklagte sei kooperativ gewesen, habe sein Pfefferspray freiwillig abgegeben, berichteten die Beamten. Der Rapper sei danach auf der Veranstaltung aufgetreten.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2016
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