Süddeutsche Zeitung

Rüstungshersteller expandiert:Drohnen im Discounter

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Rheinmetall hat in Penzberg ein ehemaliges Supermarktgebäude im Gewerbegebiet gekauft. Künftig sollen dort unbemannte Fluggeräte produziert werden.

Von Philipp Rahn, Penzberg

Am ehemaligen Discountergebäude hängt noch immer die Lidl-Werbung, doch an der Straße steht bereits ein weißes Schild mit der Aufschrift: Rheinmetall. Die Rüstungsfirma expandiert am Standort Penzberg. Der geschlossene Supermarkt in der Grube 51 soll zur Produktionsfläche umgebaut werden, wie ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage der SZ mitteilt. Künftig solle dort die "Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungsaussattung der nächsten Generation" (Luna NG) produziert werden. Neben der Luna NG werden in Penzberg auch weitere Drohnen der Reihe Luna entwickelt und produziert.

Im vergangenen Jahr erhielt der Rüstungshersteller einen Auftrag der Bundesregierung für die Lieferung einer Aufklärungsdrohne des Typs Luna NG an die ukrainischen Streitkräfte. Diese sei noch im Jahr 2023 ausgeliefert worden. Auch die Bundeswehr will die Aufklärungsdrohne in leicht modifizierter Form unter dem Namen "Husar" einführen. Im zweiten Quartal 2025 soll das erste Seriensystem an die Truppe ausgeliefert werden, wie das Unternehmen in einer Presseinformation mitteilt. Der Auftragswert belaufe sich demnach auf rund 200 Millionen Euro.

Kamikaze-Kampfdrohne in Kooperation mit Israel

Rheinmetall übernahm den Penzberger Drohnenhersteller EMT Ende 2021. Der Standort im Gewerbegebiet in der Grube habe sich etabliert und es bestehe eine enge Verbundenheit. "Penzberg bietet durch die Nähe zu München verschiedene weitere Vorteile", so ein Sprecher des Unternehmens. Derzeit beschäftige Rheinmetall in Penzberg und Umgebung etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es werden aber neue Stellen geschaffen. So sucht das Rüstungsunternehmen in Penzberg derzeit 23 neue Mitarbeiter, in Iffeldorf sind ebenfalls drei Stellen ausgeschrieben. Auch der Standort im Nachbarort wird Rheinmetall zufolge einen Aufwuchs erfahren, wenn auch nicht in der gleichen Größe wie Penzberg.

In Zusammenarbeit mit dem israelischen Drohnenhersteller UVision entwickelt Rheinmetall zurzeit auch eine bewaffnete Kampfdrohne, genannt "Rheinmetall Combat Drone". Diese basiert auf einer modifizierten Version der Luna NG, die wiederum mit kleineren Drohnen des Typs Hero-R ausgestattet sind. Bei den Drohnen dieses Typs handelt es sich um Kamikazedrohnen, die mit Sprengköpfen ausgestattet sind, um Ziele anzugreifen. Die neue Kampfdrohne stellte das Unternehmen im vergangenen Jahr in einem martialisch anmutenden Video vor, bei dem ein Stadel im Voralpenland von ferngesteuerten Flugkörpern gesprengt wird. Wo die Aufnahmen für das Video entstanden sind, wollte Rheinmetall auf Nachfrage nicht mitteilen. Erkennbar sind jedoch Satellitenbilder von Oberbayern, unter anderem wird der Starnberger See gezeigt.

Auch auf weitere Nachfragen zur Herstellung der "Rheinmetall Combat Drone" wollte sich der Konzern "aus unternehmerischen Gründen" nicht äußern. Der Sprecher teilte lediglich mit, dass in Penzberg "grundsätzlich keine Arbeiten mit Explosivstoffen" stattfänden.

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