Süddeutsche Zeitung

Drei Tage vor der Landtagswahl:Lauter Jubel, stiller Protest

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Zum Wahlkampfendspurt holt die Wolfratshauser CSU Edmund Stoiber und Markus Söder in die Loisachhalle. Die Grünen nutzen den Auftritt für eine Attacke.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Zum Wahlkampf-Endspurt hat die CSU in Wolfratshausen ihre höchste Prominenz ins Rennen geschickt: Ministerpräsident Markus Söder und der Ehrenvorsitzende der Partei Edmund Stoiber haben im Foyer der Loisachhalle am Donnerstagmittag Geschlossenheit demonstriert. Dem Publikum lieferten sie eine erwartbare Botschaft: Bayern sei so erfolgreich wegen der CSU; damit es so bleibt, brauche die Regierung Stabilität - und die gebe es nur mit der CSU. "Bayern braucht ein Rückgrat", sagte Söder. "Und dieses Rückgrat ist die Christlich Soziale Union." Vor der Halle machten die Grünen indesstillen Wahlkampf: Auf Plakaten kritisierten sie Stoiber und Söder für die Privatisierung von 32 000 GBW-Wohnungen.

Umfragen zur Wahl hatten der CSU zuletzt eine deutliche Schwächung prognostiziert. Sollten sie zutreffen, bekäme die CSU mit nur 33 Prozent am Sonntag kaum mehr als die Hälfte der Stimmen, mit denen Edmund Stoiber 2003 zu seiner letzten Amtszeit als Ministerpräsident eine Zweidrittelmehrheit im Landtag erzielte. Der Wolfratshauser Ehrenbürger hatte für den Absturz kürzlich die aus anderen Bundesländern zugezogenen Bürger verantwortlich gemacht, die nicht um den großen Anteil der CSU am Erfolg Bayerns wüssten. Davon war am Donnerstag keine Rede mehr. Vielmehr stellten Stoiber und Söder eine "Zerfransung" der Gesellschaft fest, die in ganz Europa die großen Volksparteien der Mitte schwäche. "Die Volkspartei CSU hat es immer geschafft, diese Gesellschaft zusammenzuhalten", sagte Stoiber. Wer vorhabe, der Partei am Sonntag einen Denkzettel zu verpassen, solle sich gut überlegen, "was fünf Sekunden in der Wahlkabine für Auswirkungen auf die nächsten fünf Jahre haben".

"Demütig entgegennehmen"

Vor Schuldzuweisungen innerhalb der Partei könne er nur warnen, sagte Stoiber in Hinblick auf den möglichen Verlust der absoluten Mehrheit im Landtag. Söder müsse das Ergebnis der Wahl "demütig entgegennehmen" und dann "so schnell wie möglich eine stabile Regierung bilden", mahnte der Ehrenvorsitzende.

Bei dem Gespräch, das der Landtagsabgeordnete und Direktkandidat des Stimmkreises Martin Bachhuber moderierte, wiesen Söder und Stoiber immer wieder auf den Erfolg Bayerns hin. Franz Josef Strauß habe aus einem Agrar- ein Industrieland gemacht, sagte Söder. Unter Stoiber sei Bayern zu einem "High-Tech-Land" geworden. Stoiber betonte, dass Söder der Richtige sei, um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben. Den Herausforderungen des Erfolgs, Verkehrskollaps und Wohnungsnot, begegne er, indem er Wohnungsbau und Vernetzung des Nahverkehrs zur Staatssache mache, erklärte Söder. Am Ende bekam schließlich noch der Direktkandidat für die Bezirkswahl, Thomas Schwarzenberg, das Wort. Er warb für eine starke CSU-Fraktion im Bezirkstag und erinnerte daran, dass der Landtagskandidat Bachhuber just am 14. Oktober Geburtstag hat. "Er wünscht sich keine großen Geschenke, ein kleines Kreuzerl würde reichen."

Den Auftritt der CSU hat auch der Wolfratshauser Ortsverband der Grünen für Wahlkampf genutzt - mit zehn Plakaten vor der Halle. "Die Täter: Edmund Stoiber hat mehr als zehn Milliarden Euro mit der Landesbank verzockt, Markus Söder musste die Landesbank retten und hat 32 000 Wohnungen der GBW verramscht", war darauf zu lesen. "Die Opfer" seien "Mieter der ehemals gemeinnützigen GBW" und die bayerischen Steuerzahler. "Wir wollen, dass die Leute sehen: Es ist nicht alles so schön, wie es die CSU darstellt", begründete Grünen-Sprecher Hans Schmidt die Aktion. Von einer möglichen Koalition mit den Grünen hat sich Söder auf dem Podium distanziert. Deren Programm bestehe nur aus "Verbot, Verbot", Verbot", sagte er. "Mit diesem Programm kann ich mir eine Zusammenarbeit nicht vorstellen."

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SZ vom 12.10.2018
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