Süddeutsche Zeitung

Prozess am Landgericht:29-Jähriger soll Frau vergewaltigt haben

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Eine Frau will Einkäufe machen und trifft auf einen Mann, der sie anschließend mehrmals missbraucht haben soll. Der mutmaßliche Täter, der sich nun vor dem Landgericht München I verantworten muss, weist alle Vorwürfe zurück.

Von Andreas Salch

"Ja, ich bin krank, kann aber mit meiner Krankheit leben", behauptet Omar M. Der 29-Jährige leidet an Schizophrenie. Er nimmt angeblich ein Medikament gegen die Krankheit. Er fühle sich "normal", sagt M. Auch am 17. Dezember 2022 habe er sich "normal" gefühlt, obwohl er tags zuvor Drogen konsumiert habe, unter anderem Crack. Gegen 19.30 Uhr an jenem 17. Dezember soll M. auf der Sonnenstraße eine Frau, die in einem Drogeriemarkt einkaufen wollte, zunächst angesprochen, kurz darauf bedrängt und in Hauseingängen in der Ludwigsvorstadt und im Nussbaumpark vergewaltigt haben.

Omar M. muss sich seit Montag vor dem Landgericht München I für die mutmaßlichen Taten verantworten. Dass er an Schizophrenie erkrankt ist, merkt man dem 29-Jährigen nicht an. Er wirkt klar und orientiert und antwortet direkt auf die Fragen des Gerichts. Neunzig Prozent von dem, was "die Frau", mit der er das mutmaßliche Opfer meint, der Polizei erzählt habe, "stimmt nicht", erklärt Omar M. und beschreibt dem Gericht detailliert, was aus seiner Sicht geschehen sei. Es ist das genaue Gegenteil dessen, was die Staatsanwaltschaft M. vorwirft, nämlich Vergewaltigung in Tateinheit mit Nötigung.

Alles sei "freiwillig" geschehen, versichert Omar M. bei seiner Vernehmung. Nicht er habe die Frau angesprochen, die er vergewaltigt haben soll, sondern sie ihn. Sie habe zu ihm gesagt, dass er sie kenne. Und inmitten des Trubels, der auf der Sonnenstraße herrschte, habe die 30-Jährige auf seine Frage, ob sie Sex mit ihm haben wolle, sofort mit "Ja" geantwortet, behauptet Omar M. und schildert Einzelheiten dieser ungewöhnlichen Begegnung.

Noch in der Sonnenstraße, in einem Hauseingang, sollen sich die beiden laut den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft näher gekommen sein. Allerdings nicht freiwillig, so wie M. dies darstellt. Nachdem er die 30-Jährige ein erstes Mal angeblich bedrängt habe, soll er mit ihr weitergegangen sein. In einem Hauseingang in der Mathildenstraße soll es zu einem weiteren sexuellen Übergriff gekommen sein. Erst als Passanten gekommen seien, soll M. von der Frau abgelassen haben. In einem anderen Gebäudezugang an der Pettenkoferstraße und am Brunnen mit dem Denkmal des Augenarztes Friedrich Bezold im Nussbaumpark soll es zu zwei weiteren schweren sexuellen Übergriffen gekommen sein.

Die Staatsanwaltschaft sieht im Angeklagten eine Gefahr für die Allgemeinheit

Danach sei er mit der Frau in ein Restaurant am Sendlinger-Tor-Platz gegangen, so Omar M. Sie habe geweint. Er sei dann allein weiter, habe an einem Automaten in einer Spielothek in der Nähe gespielt. Irgendwann seien Polizisten erschienen, hätten ihn der Vergewaltigung beschuldigt und ihn mitgenommen. "Das war's", sagt Omar M. am Ende seiner Aussage und mutmaßt: "Sie hat nicht bekommen, was sie wollte und dann eine Aussage gemacht."

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 29-Jährige zum Zeitpunkt der mutmaßlichen sexuellen Übergriffe aufgrund seiner Krankheit in seiner "Steuerungsfähigkeit erheblich vermindert war". Solange Omar M. nicht behandelt werde, stelle er eine "Gefahr für die Allgemeinheit" dar. Deshalb, so fordert die Staatsanwaltschaft, müsse der 29-Jährige für unbefristete Zeit in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik untergebracht werden. Der Prozess wird fortgesetzt. Ein Urteil wird für Ende Januar erwartet.

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