Süddeutsche Zeitung

Straßenreiniger fordern mehr Geld:Streik am Faschingsdienstag - das Konfetti bleibt liegen

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400 Mitarbeiter des städtischen Baureferats sind zum Ausstand aufgerufen. Sie sind zwar mit den Arbeitsbedingungen zufrieden, nicht aber mit den Lebensbedingungen in der teuren Stadt.

Von Andreas Schubert

Eigentlich, sagt Ole Wakulat, machten die Kollegen von der Straßenreinigung ihren Job gerne. Die Stadt München sei ein guter Arbeitgeber, die Tätigkeit selbst eine vernünftige Arbeit mit Erfolgserlebnissen. "Wenn man nach hinten blickt, die gereinigte Straße und den geleerten Mülleimer sieht, freut man sich", sagt Wakulat, der bei der Gewerkschaft Verdi Vertrauensleute-Sprecher für die Straßenreinigung ist.

Gegen die Arbeitsbedingungen kann er nichts sagen. Es sind eher die Lebensbedingungen in der Stadt, die inzwischen in den niedrigeren Lohnsektoren so schwierig geworden sind. Hohe Mieten sind nur ein Teil davon. Wer ohne Zulagen 2600 Euro brutto verdient, tut sich schwer, 1500 Euro nur fürs Wohnen zu bezahlen. Viele, erzählt Wakulat, hätten deshalb noch einen Nebenjob.

Verdi fordert eine Lohnerhöhung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr. Letzteres ziele absichtlich auf die niedrigen Lohngruppen, sagt Heinrich Birner, Verdi-Geschäftsführer für München und die Region. Die Forderung mute vielleicht hoch an, sagt Birner, sie sei aber keinesfalls überzogen. Im Gegenteil: Angesichts der Teuerungsrate im vergangenen Jahr und der Prognosen für dieses Jahr falle sie sogar moderat aus.

Es ist vermutlich der erste Streik der Straßenreiniger, der an Fasching stattfindet. Zumindest gab es keinen, seit Birner 1999 als Gewerkschafter angefangen hat.

Mit dem Ausstand, ausgerechnet am Faschingsdienstag und Aschermittwoch, will Verdi auch die Arbeit der Straßenreiniger sichtbar machen. Wenn die Mehrheit der Münchnerinnen und Münchner morgens zur Arbeit fährt, haben die Straßenkehrer einen Großteil ihres Jobs schon erledigt. Denn sie sind schon von 4 Uhr morgens an aktiv, in reinen Wohngebieten erst nach 7 Uhr, um die Lärmbelästigung durch die Kehrmaschinen möglichst gering zu halten. Je nach Gegend geschieht das unterschiedlich oft. In der Fußgängerzone etwa wird zweimal täglich gekehrt, in Anwohnerstraßen einmal die Woche. Innerhalb des Mittleren Rings fallen pro Jahr rund 6000 Tonnen Kehricht an. Allein am Faschingsdienstag 2019 waren es fünf Tonnen am Viktualienmarkt und in der Fußgängerzone.

Am Aschermittwoch versammeln sich die Streikenden auf dem Marienplatz

Je mehr Müll die Narren also in Mülleimern und auf der Straße hinterlassen, desto deutlicher fällt das Zeichen der Streikenden aus. Am Aschermittwoch versammeln sich die Streikenden dann um 9.30 Uhr auf dem Marienplatz.

400 Mitarbeiter des Baureferats sind zum Ausstand aufgerufen. Wie viele davon die Arbeit niederlegen, lässt sich vorab nicht sagen. Birner geht aber von einer hohen Streikbeteiligung aus. Einen Notdienst, wie etwa beim Streik am Flughafen vergangenen Freitag, gibt es nicht. Der wird nur bei Schnee und Eis aufrecht erhalten.

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