Süddeutsche Zeitung

Neuer Corona-Beschluss:Kein 2-G-Plus in der Gastronomie

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Das Bräustüberl in Andechs öffnet dennoch nur noch am Wochenende

Von Linus Freymark, Starnberg/Andechs

Es ist in der Vergangenheit nicht oft vorgekommen, dass sich die hiesigen Gastronomen bei der bayerischen Staatsregierung bedankt haben. Die Corona-Auflagen für die Gastwirte waren im Freistaat seit Beginn der Pandemie meistens strenger als im Rest der Republik. Und auch jetzt sind Kneipen und Diskotheken anders als anderswo geschlossen. Trotzdem sagt Claudia Aumiller, die Starnberger Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, mit Blick auf das bayerische Kabinett: "Man muss echt Dankeschön sagen." Der Grund: Anders als die meisten anderen Bundesländern setzt Bayern den jüngsten Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz nicht um. Das bedeutet: kein 2-G-Plus in der bayerischen Gastronomie. Aumiller, die den Jakl-Hof in Wörthsee betreibt, atmet auf. "Die meisten Betriebe hätten bei 2-G-Plus zugemacht", sagt sie. "Für Viele wäre das nicht mehr durchführbar gewesen."

Eine Verschärfung der Maßnahmen wäre für Aumiller auch nur schwer nachvollziehbar gewesen. Die Branche leide bereits sehr unter den aktuell geltenden Regelungen, aufgrund 2 G sowie der sich ausbreitenden Omikron-Variante kämen deutlich weniger Gäste in die Restaurants im Landkreis. Ihre Gaststätten zu schließen, sei für die allermeisten Wirte aber keine Option, sagt Aumiller - solange sich der Betrieb auch nur ansatzweise lohne. "Wirt ist man mit Herzblut", sagt sie. Da sperre man auch für eine Handvoll Gäste auf. Doch in die Erleichterung über die Kabinettsentscheidung vom Dienstag mischt sich bei Aumiller auch gleich wieder Sorge.

Am Tag des Beschlusses hat die Inzidenz im Landkreis Starnberg die Marke von 500 überschritten. Angesichts der rasanten Ausbreitung von Omikron steigt die Angst, dass man demnächst den Schwellenwert 1000 erreichen könnte - dann müsste die Gastronomie nach den derzeit geltenden Regelungen schließen. Zwar hat die Staatsregierung angekündigt, die aktuellen Vorgaben noch einmal zu überdenken und die Schwellenwerte gegebenenfalls höher anzusetzen. Beschlossen ist das allerdings noch nicht.

Doch auch die derzeitige Situation hat einige Gaststätten bereits dazu genötigt, den Betrieb einzuschränken. Das Bräustüberl im Kloster Andechs etwa ist voraussichtlich bis zum 19. März nur noch am Wochenende geöffnet. Die beiden Gründe: 2 G sowie die Angst vieler Menschen vor einer Ansteckung mit der Omikron-Variante. "In der Summe hat das dazu geführt, dass wir unter der Woche zu wenige Gäste hatten", erklärt Pressesprecher Martin Glaab. Eine Verschärfung auf 2-G-Plus wäre bei der Entscheidung gar nicht mehr ins Gewicht gefallen.

Was könnte der Gastronomie in der aktuellen Krise helfen? Angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Lieferdienste müsse vielleicht die gesamte Branche umdenken, meint Claudia Aumiller. Wieder mehr To-Go-Geschäft anbieten wie im vergangenen Winter - oder selbst liefern. "Das Leben spielt sich wieder viel mehr zu Hause ab", sagt sie.

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SZ vom 12.01.2022 / k
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