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Bildung:1383 Kinder werden im Landkreis Starnberg eingeschult

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Die Klassen sind mit im Schnitt 22 Mädchen und Buben nicht sehr groß. Bei den Lehrern ist die Personaldecke jedoch dünn.

Von Armin Greune, Starnberg

Wann der sprichwörtliche "Ernst des Lebens" beginnen soll, darüber streiten sich die Geister. Sicher aber ist, dass an diesem Dienstag 1383 Kinder erstmals eine Schule im Landkreis Starnberg besuchen werden. Und ernst ist die Personalnot an bayerischen Grund- und Mittelschulen, allerorten fehlt es an qualifizierten Lehrkräften. Dem Schulamtsbezirk Starnberg hat die Regierung von Oberbayern immerhin ein überdurchschnittliches Budget an Lehrerstunden zugewiesen. So könne zum Schuljahresbeginn "der Pflichtunterricht vollumfänglich abgedeckt werden", teilt Schulamtsdirektorin Elisabeth Hirschnagl-Pöllmann mit. Und auch der Bedarf an Förder- und Differenzierungsstunden für Inklusion und Arbeitsgemeinschaften sei vorerst gedeckt.

Allerdings muss schon am Dienstag ein Teil der sogenannten Mobilen Reserve anrücken, die für schwangere oder aus anderen Gründen nicht einsatzfähige Lehrerinnen und Lehrer einspringen soll. Insgesamt stehen im Landkreis derzeit 39 Teil- oder Vollzeitkräfte zur Aushilfe bereit - ein Kontingent, das erfahrungsgemäß bei längeren Erkrankungswellen rasch erschöpft sein kann. Zudem unterrichten vorübergehend 20 Gymnasial- und Realschullehrkräfte an Grund- und Hauptschulen, um dort die Personallücken zu schließen. Und weil der Bedarf an Fachstunden in Werken und Gestalten nicht gedeckt werden kann, muss das Schulamt dazu für einige erste und zweite Klassen fortgebildete Lehrkräfte heranziehen.

Mit den Erstklässlern werden im neuen Schuljahr 7972 Schüler an den Grund- und Mittelschulen des Landkreises unterrichtet - 23 mehr als im Vorjahr. Ihnen stehen 24 allgemeine und fünf private Lehreinrichtungen zur Verfügung. Die 261 Grundschulklassen besuchen im Mittel 22 Kinder, die 104 Mittelschulklassen sind durchschnittlich mit 20,6 Schülern besetzt.

Hirschnagl-Pöllmann betont, dass man sich trotz der dünnen Personaldecke weiter intensiv um die Inklusion von Kindern mit Behinderungen bemüht. Neben der Einzelinklusion in allen staatlichen Schulen, bei der Kinder mit Förderbedarf von Begleitern unterstützt werden können, gibt es im Landkreis noch verschiedene Modelle, um der Behindertenrechtskonvention gerecht zu werden. Die Grundschulen Tutzing und Wörthsee haben Zertifikate für das Schulprofil Inklusion und so zusätzliche Lehrer für Sonderpädagogik erhalten, die ihre Kollegen in den Bereichen Diagnostik, Therapie und Beratung unterstützen. In die Grundschulen Starnberg und Söcking sind je eine Klasse der Franziskus-Schule der Lebenshilfe Starnberg ausgelagert. Durch gemeinsamen Unterricht vor allem in musischen Fächern, Projekte und Aktionen "werden so die Kinder an einen selbstverständlichen, natürlichen Umgang mit Behinderten herangeführt", sagt Hirschnagl-Pöllmann. In Gilching und Stockdorf wiederum werden Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf zusammen mit Grundschülern in Kooperationsklassen unterrichtet.

Jeder vierte Grund- und Hauptschüler im Landkreis kommt aus einer Familie mit Migrationshintergrund. Deshalb steht dem Schulamt ein zusätzliches Budget zur Sprachförderung im Kindergarten und an den Schulen zur Verfügung, von dem auch deutsche Kinder profitieren. So könnten sogenannte Vorkurse und Deutschfördermaßnahmen flächendeckend eingerichtet werden, sagt Hirschnagl-Pöllmann. Überhaupt sei die Schullandschaft im Landkreis Starnberg sehr vielseitig: Flexible Eingangsklassen der ersten und zweiten Jahrgangsstufe werden in Herrsching, Stockdorf und Krailling angeboten; darüber hinaus gibt es an den Grundschulen in Feldafing und Stockdorf jahrgangskombinierte Klassen.

Landkreisweit existieren 65 gebundene Ganztagsklassen und sieben offene Ganztagsschulen. In Gauting wird ein Konzept für den bilingualen Unterricht in Deutsch und Englisch entwickelt und erprobt. Der neueste Modellversuch "Digitale Schule 2020" startet an der Grundschule an der Würm in Stockdorf: Sie wurde als Netzwerkschule "für die systematische Integration digitaler Medien in Lehr- und Lernprozesse" ausgewählt, wie es im Bildungspakt Bayern heißt.

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SZ vom 09.09.2019
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