Süddeutsche Zeitung

S-Bahn München:Stammstrecke am Wochenende komplett gesperrt

Lesezeit: 3 min

Von Andreas Schubert, München

Am Wochenende zieht es viele Leute von außerhalb in die Innenstadt. Zum Shoppen, Feiern oder einfach nur zum Schauen. Wer dies im August vorhat und mit der S-Bahn kommen will, muss heuer allerdings auf Busse umsteigen. Denn an allen Wochenenden ist die Stammstrecke teilweise oder komplett gesperrt. Der Grund: Die Bahn nutzt die Sommerferien, um die unterirdischen Stationen zu modernisieren.

Die Strecke ist jeweils von Freitagabend, circa 22.30 Uhr, bis Montagmorgen, 4.30 Uhr, dicht: die ersten drei Wochenenden zwischen Donnersbergerbrücke und Ostbahnhof, am letzten Wochenende zwischen Pasing und Ostbahnhof. Hier finden dann zusätzlich Arbeiten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke und die neue Fußgänger- und Radlerbrücke über die Bahngleise statt, den sogenannten Arnulfsteg. Zusätzlich kommt es an allen Ausgust-Wochenenden sowie am ersten September-Wochenende nachts von Samstag bis Montag zu Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. Einige Züge müssen bis zum Ostbahnhof umgeleitet werden, allerdings nur die in München ankommenden. Ein Großteil der Regionalzüge aus dem Allgäu, dem Werdenfelser Land und Augsburg beginnen und enden in Pasing.

Auch unter der Woche müssen Fahrgäste Einschränkungen hinnehmen. Und hier wird es umständlich: Von Montag, 5. August, 4.30 Uhr, bis Freitag, 9. August, 23 Uhr, halten keine S-Bahnen am Hauptbahnhof, die in Richtung Pasing unterwegs sind. Eine Woche später, 12. bis 16. August, gilt dies für Züge Richtung Ostbahnhof. Dann ist der Marienplatz dran: Hier halten Richtung Ostbahnhof zwischen Montag, 19., und Freitag, 24. August, keine Züge. In der Gegenrichtung wird der Marienplatz von 26. bis 30. August nicht bedient.

Wer diese beiden Stationen dennoch mit der S-Bahn erreichen will, muss eine Station weiter fahren und anschließend in der Gegenrichtung wieder zurückpendeln. Die Bahn rechtfertigt diese Halteausfälle unter der Woche damit, dass die Stationen neue Bodenbeläge bekommen - und die Böden erst einmal aushärten müssen. Da reicht die Sperrung über das Wochenende zeitlich nicht aus.

Dass dieses Jahr die Sperrungen so geballt daherkommen, liegt nach Auskunft einer Bahnsprecherin daran, dass man einen großen Schritt weiterkommen wolle mit der Modernisierung. Spätestens bis zum Jahr 2021 sollen alle fünf unterirdischen Bahnhöfe auf der Stammstrecke komplett umgebaut sein. Sie bekommen unter anderem neue Lamellendecken, die verhindern sollen, dass Luftballons in die Oberleitung gelangen. Die Optik soll moderner werden, es gibt neue Sitzgelegenheiten.

Die Geschäftsleute in der Innenstadt finden die Sperrungen nicht gerade erfreulich. Wolfgang Fischer vom Verein Citypartner kritisiert, über Jahre oder sogar Jahrzehnte sei die Infrastruktur wohl völlig vernachlässigt worden. "Ausbaden müssen dies nun die Fahrgäste und die Münchner Innenstadt, denn die Erreichbarkeit ist einer der existenziellen Standortfaktoren für jedes Unternehmen."

Nicht nur die Probleme des öffentlichen Verkehrs, auch die nahezu überall auftauchenden Baustellen, Straßensperrungen und Umleitungen sind für Kunden, Besucher, Beschäftigte, Handwerker, Lieferanten und auch Touristen - und somit für die Unternehmen der Innenstadt - inzwischen ein echtes Problem. Den Vorschlag von Citypartner, an den betroffenen Wochenenden die S-Bahn kostenlos zu machen, lehnt die Bahn ab. "Wir fahren nicht Nichts", sagt eine Sprecherin. Stattdessen biete die Bahn einen umfangreichen und leistungsfähigen Ersatzverkehr rund um die Uhr, der je nach Tageszeit im Sieben- bis 15-Minuten-Takt unterwegs sei.

Wie auch bei den vorhergehenden Vollsperrungen werden alle S-Bahn-Stationen von den Ersatzbussen angefahren - bis auf den Marienplatz. Statt hier hält der Bus am Odeonsplatz, von dem aus der Marienplatz per U-Bahn oder zu Fuß gut zu erreichen ist. Zudem können die Fahrgäste auch Regionalzüge nutzen, und: Im Auftrag und auf Kosten der S-Bahn München fahren die U 5 und die Tramlinie 19 zwischen Hauptbahnhof und Pasing samstags häufiger. Der Ersatzverkehr verlange der S-Bahn nicht nur logistisch, sondern auch finanziell einiges ab, kostenlose Fahrten könne man nicht anbieten, sagt die Sprecherin.

Die Sperrungen im August werden nicht die letzten in diesem Jahr sein. Zwischen 18. und 21. Oktober wird auf der Stammstrecke wieder gebaut. Über das Ausweichprogramm informiert die Bahn per Aushang und Handzettel, über die München-Navigator-App, im Internet unter s-bahn-muenchen.de/baustellen und telefonisch unter der Nummer: 089/20 35 50 00.

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Quelle:
SZ vom 31.07.2019
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