Süddeutsche Zeitung

Kolumne "Was läuft im Pop":Mehr als platter Schall

Lesezeit: 2 min

Das Backstage feiert 33. Geburtstag, und die Pop-Hoffnung Dylan präsentiert sich im Strom als "Girl Of Your Dreams".

Von Michael Zirnstein

Eine bestimmte Jahreszahl wird nur im Pop als Jubiläum gefeiert: die 33. Das liegt freilich am Kult-Medium der Branche, der Langspielplatte, die mit 33 1/3 Umdrehungen pro Minute läuft und läuft und läuft. Hans-Georg Stocker liebt solche Schnapszahlen, schon weil an einem 11.1. das allererste Konzert in seinem Backstage stieg ( Love Grave aus Wien und Die Marionetz aus München), und zwar genau vor "sagenhaften 33 Jahren". Stocker will dieses "besondere Jubiläum" das ganze Jahr lang "noch ausgedehnter feiern als sonst", unter anderem mit einem "amtlichen Kultur-Empfang" beim Gratis-Festival "Free & Easy" im Sommer.

Das privat geführte Backstage ist die Subkultur-Zentrale Münchens und weit darüber hinaus. Hier werden Reggae-, Punk- und Hip-Hop-Aficionados bedient, die Düster-Metal-Szene trägt dieser Tage dick den Kajal auf für Bands wie Bury Tomorrow (31. Januar.), Burning Witches (2. Februar) oder Abbath (6. Februar). Aber bei jährlich 300000 Gästen auf 1000 Veranstaltungen treffen die Nischenbewohner andauernd auch auf Normalos, die etwa einströmen zur Ton Steine Scherben-Rumpftruppe Kai & Funky (2.2.), zum Meraner Großmeister Herbert Pixner mit seiner Südtiroler-Allstar-Truppe The Italo-Connection (7.2.) oder zum Bühnen-Comeback des raubeinigen Schweizer Feingeistes Bonaparte (16.2.), der in München auch schon im Carl-Orff-Saal spielte.

München hat erfreulich viele alteingesessene Popmusik-Säle - die immer am Puls der Zeit bleiben. Seit 40 Jahren macht das Feierwerk Programm - längst nicht nur für die Jugend und die Münchner Szene, wobei genau die sich am 3. Februar bei der "1st Great Kollision" des kleinen Germeringer Labels Intertune Records auf lokale Folk-Helden wie The Moonband, Buco und The Ruby Sea freut.

Bereits auch schon vor 31 Jahren öffnete im Lindwurmhof an der Lindwurmstraße die Diskothek Stromlinien-Club, ins nachfolgende Strom holt Betreiber und Veranstalter Frank Bergmeyer seit 2012 die spannendsten Indie-Künstler. Wie nun Dylan (31. Januar): Die britische Musikerin gilt der BBC, dem Rolling Stone, dem NME und The Times längst als eine der größten Pop-Hoffnungen, so auch Ed Sheeran, der sie 2022 mit auf seine große " +-=÷× "-Tour nahm. Ihr Ziel: auch solo im Wembley-Stadion auftreten. Die 23-Jährige wirkt poppig und wird manchmal voreilig unterschätzt - vielleicht auch von sich selbst, denn sie sagt: "Ich bin besessen von Gitarren - mit den einzigen vier Akkorden, die ich spielen kann." Ihr wachsender Schwarm jedenfalls kann sich einigen auf den Titel ihres Hits: Natasha Woods alias Dylan ist das "Girl Of Your Dreams".

Raus aus den Träumen, rein in den Körper: Da ist die australische, in Berlin lebende Singer-Songwriterin Kat Frankie längst angekommen. "Singen ist körperlich", sagt sie, die man auch kennt aus dem Freundeskreis um Jan Böhmermann und Ollie Schulz (dessen Konzert am 16. Februar längst ausverkauft ist). Bei ihrem neuen Projekt "Bodies" verzichtet sie ganz auf Instrumente: Acht Musikerinnenkörper und ihre Stimmen vereinen sich zu einem nahezu sakralen Klangkörper, der nach akustisch austarierten, weiten Sälen ruft. Ausnahmsweise in der Isarphilharmonie wird das Konzert am 3. Februar daher vom Muffatwerk veranstaltet - das gerade noch sein 30. Gründungsjahr feiert.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6339913
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.