Süddeutsche Zeitung

Polizei:Mann läuft mit Streitaxt in Neuperlach herum

Von Martin Bernstein, München

Als "fatal" hat ein Polizeisprecher bezeichnet, was sich ein 18-jähriger Münchner am Montagnachmittag vor dem Einkaufszentrum Pep in Neuperlach leistete: Der Mann hatte, während er mit einem Bekannten Richtung U-Bahn-Haltestelle ging, eine 60 Zentimeter lange doppelschneidige Axt am Gürtel baumeln.

Dieser potenziell Furcht einflößende Auftritt fand am Tag nach dem Selbstmordattentat von Ansbach, drei Tage nach dem Münchner Amoklauf und nicht einmal eine Woche nach der Würzburger Axt-Attacke statt.

Entdeckt worden war der Mann zufällig gegen 16.20 Uhr während einer Schwerpunktaktion von Beamten der Verkehrspolizeiinspektion München. Bei näherer Betrachtung des silbern schimmernden Gegenstands stellte sich heraus, dass es sich um eine sogenannte Doppel-Streitaxt handelte, die der 18-Jährige am Gürtel befestigt hatte. Die Beamten stoppten den jungen Mann und kontrollierten ihn. Er gab an, dass er ein Cosplay-Fan sei.

Cosplay ("Kostüm-Spiel") ist ein japanischer Verkleidungstrend, bei dem der Teilnehmer eine Figur aus einem Comic, Film oder Computerspiel durch Kleidung, Bewaffnung und Verhalten möglichst originalgetreu nachahmt. Das Phänomen gibt es seit den Achtzigerjahren, in Deutschland wurde 2007 die erste Meisterschaft ausgetragen.

Die Axt wurde als Beweismittel sichergestellt. Da die beiden Klingen scharf geschliffen waren, erwartet den Mann nun eine Anzeige nach dem Waffengesetz. Die Polizei warnt angesichts der jüngsten Ereignisse dringend davor, täuschend echt aussehende Attrappen oder gar echte Waffen in der Öffentlichkeit spazieren zu tragen.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2016 / bm
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