Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:München macht die Wiesn teurer

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Von Franz Kotteder, München

Der Zweite Bürgermeister und Wiesn-Chef Josef Schmid (CSU) will die Oktoberfest-Wirte in diesem Jahr offenbar besonders kräftig zur Kasse bitten. Wie die SZ erfuhr, plant die Stadt eine deutliche Erhöhung der Umsatzpacht, die im vergangenen Jahr erstmals statt der festen Platzgelder erhoben wurde. 2017 hatte die Stadt eine Pacht von 5,1 Prozent des Umsatzes von großen wie kleinen Wiesnzelten verlangt. In diesem Jahr soll die Pacht bei den 15 großen Zelten auf 7,8 Prozent erhöht werden, bei den kleinen Zelten soll sie um einen Prozentpunkt auf 6,1 Prozent des Umsatzes steigen.

Die Sprecher der großen Wiesnwirte, Peter Inselkammer vom Armbrustschützenzelt und Christian Schottenhamel von der Festhalle Schottenhamel, nannten die geplante Erhöhung am Sonntag eine "unverhältnismäßige Mehrbelastung", die nur die Wirte treffe. Man werde dafür benachteiligt, "dass Oktoberfestzelte nicht so viel abwerfen, wie die Allgemeinheit unterstellt". Der Sprecher der 21 kleinen Zelte, Lorenz Stiftl, äußerte aber auch ein wenig Verständnis für die Stadt: "Wenn die Kosten steigen, haben die natürlich ein Problem, das ist allen klar."

Hintergrund der saftigen Erhöhung sind die nach wie vor sehr hohen Sicherheitskosten und eine Kalkulationspanne bei der Stadt. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft, das von Josef Schmid geleitet wird und das zugleich Veranstalter des Oktoberfests ist, ging ursprünglich von stolzen 240 Millionen Euro Umsatz der großen und kleinen Wiesnwirte aus. Grundlage dafür waren eine Publikumsbefragung und eine Bachelor-Arbeit gewesen.

Später hatte Schmid diese erste Prognose selbst auf 172 Millionen Euro gesenkt. Aber auch das war noch deutlich zu hoch gegriffen. Tatsächlich machten die großen Zelte zusammen einen Umsatz von 108 Millionen Euro, die kleinen 14 Millionen Euro. Zusammen ergab das - trotz der mit 18 statt wie normal 16 Tagen ungewöhnlich langen Wiesn - einen Umsatz von 122 Millionen. Der Pachtertrag von gut 6,2 Millionen Euro liegt damit deutlich unter den erwarteten knapp 8,6 Millionen.

Schon deshalb muss die Stadt die Pacht kräftig erhöhen, weil sie auf dem Minus nicht sitzen bleiben darf. Das wissen auch die Wiesnwirte. Viele von ihnen wollen zwar nicht zitiert werden, äußern aber unter anderem Unmut darüber, dass die Stadt für den Sicherheitsdienst deutlich mehr zahlt, als die Wirte für die Security in den Zelten. Dem Vernehmen nach bekommt der neue Betreiber, die Securitas, wieder einen Stundensatz von 48 Euro bezahlt. Die Wirte zahlen für ihr Sicherheitspersonal höchstens 24 Euro pro Stunde.

Bürgermeister Josef Schmid war am Sonntag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Entscheidung über die neue Umsatzpacht soll im Stadtrat am 15. Mai fallen.

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Quelle:
SZ vom 07.05.2018
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