Süddeutsche Zeitung

Oktoberfest:Der Festplatz ist für alle da

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Trotz des Erfolgs der Oidn Wiesn: Das Landwirtschaftsfest behält seine Berechtigung. Aber vielleicht geht es auch eine Nummer kleiner - oder mit einem ganz mutigen Konzept.

Kommentar von Franz Kotteder

Ein Bierzelt mehr für die Wiesn 2016: So schaut er also aus, der Kompromiss zwischen dem Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) und der Oidn Wiesn. Dieser Kompromiss ist aber eine matte Sache. Denn die Wiesn krankt ja nicht daran, falls sie überhaupt an etwas krankt, dass es dort zu wenig Bier gibt.

Sondern der Erfolg der Oidn Wiesn rührt her von der Mischung aus Brauchtum, Nostalgie, alten Fahrgeschäften, Schaustellereien und der entspannten Stimmung. Die aber lässt sich wohl kaum herstellen, indem man das Bauernfestzelt der Oidn Wiesn angleicht und eine Woche länger stehen lässt als sonst.

Zusammenrücken auf dem Festplatz

Sollte man deshalb das Landwirtschaftsfest ganz abschaffen oder auf das Messegelände verlegen, wie es einzelne fordern? Im Stadtrat ist die große Mehrheit dagegen, und da hat sie recht. Historisch gesehen ist die Wiesn als Landwirtschaftsfest entstanden, und für viele Besucher, gerade auch Familien, ist der Bauern-Event ein zusätzliches Wiesn-Erlebnis, das man alle vier Jahre gerne mitnimmt. Umgekehrt lebt das ZLF von der Nachbarschaft zum Oktoberfest. Zur Messe nach Riem würden kaum 370 000 Besucher in einer Woche kommen.

Eine andere Frage ist freilich: Geht's nicht auch eine Nummer kleiner? Vor 50 Jahren gab es in Bayern noch 330 000 Bauern, heute sind es nicht mal mehr ein Drittel. Brauchen die noch so viel Platz wie früher? Und sie warten heute sicher nicht mehr alle vier Jahre aufs ZLF, um sich über neue Geräte ausgerechnet in München zu informieren.

Man könnte also etwas zusammenrücken und Platz für die Oide Wiesn machen, um die historische Verbindung zwischen Stadt und Land zu betonen. Es wäre sogar denkbar, das eine oder andere größere Wiesnzelt pausieren zu lassen. Bei den kleineren - siehe die Knödelei - geht das ja auch. Das wäre dann aber wirklich eine mutige Entscheidung.

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Quelle:
SZ vom 02.12.2015
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