Süddeutsche Zeitung

#Wiesnschmankerl:Wenn die Polizei vom Oktoberfest twittert

Lesezeit: 2 min

Dreiste Diebe, fliegende Handys und entflogene Vögel: Auf dem größten Volksfest der Welt hat die Polizei auch einige eher kuriose Fälle zu lösen - und lässt die Welt bei Twitter an ihren Einsätzen teilhaben.

Von Bernd Kramer

Mit etwas sicherem Abstand betrachtet, zum Beispiel von Berlin aus, erscheint die Wiesn wie ein Wimmelbild voller Wildgewordener, ein bedenkliches Gemisch aus Bier und Blasmusik, das man nicht unbeaufsichtigt vor sich hin köcheln lassen sollte. Passiert zum Glück auch nicht. Die Polizei ist stets vor Ort.

Bei der Wiesn vor drei Jahren verzeichneten die Beamten 914 Straftaten, auch in diesem Jahr gab es schon einige schlimme Vorfälle. Doch zwischendurch erlauben sich die Münchner Einsatzkräfte auch mal den kleinen Spaß, unter dem Hashtag #Wiesnschmankerl die Followerschaft bei Twitter an den nicht ganz so ernsten oder zumindest ernsthaft skurrilen Einsätzen teilhaben zu lassen.

Etwa wenn das hungrige Feiervolk ordentlich zubeißt, aber mit den Zähnen nicht wie sicherlich beabsichtigt ein halbes Hendl oder eine vegane Weißwurst trifft, sondern die Hand einer Bediensteten - der das natürlich gar nicht schmeckt.

Apropos Hand, auch dieses Jahr mischen sich wieder allerhand Langfinger unter die Wiesn-Besucher. Einer wollte direkt mal, als die Thekenkraft offenbar nicht hinsah, eigenhändig Bier abzapfen und sich damit heimlich vom Acker machen. Aber nix da.

Zum begehrtesten Diebesgut scheinen ausweislich der amtlichen Tweets jedoch Mobiltelefone zu gehören, wahrscheinlich auch, weil sie sich einfacher und unauffälliger hinaustransportieren lassen als volle Bierkrüge. Trotzdem gehen selbst hier nicht alle Gauner geschickt vor.

Mitunter genügt dem Opfer zur Aufklärung des Delikts bereits ein Anruf auf den eigenen Apparat- und ein Übeltäter am anderen Ende der Leitung, der sich seiner Sache eine Spur zu sicher ist.

Manch ein Kleinkrimineller hat solch ein Pech, dass man fast Mitleid mit ihm haben möchte. Da greift der arme Dieb nichtsahnend einem unscheinbaren Passanten in die Tasche - und gerät dabei ausgerechnet an einen Profi in Zivil (oder in Lederhose).

Als Außenstehender kann man das Oktoberfest - in sicherlich vollkommen unfairer Weise - schnell für eine riesige Party von Außerirdischen halten: sehen alle nicht wie von dieser Welt aus, sprechen nicht wie von dieser Welt, aber irgendwas haben sie wohl zu feiern. Ihre Landung in München? Mit etwas Abstand betrachtet erscheint einem die Theresienwiese wie eine Art Area 51 für außerhochdeutsches Leben.

Und so verwundert es nicht, wenn man erfährt, dass die Polizei es hier tatsächlich immer mal wieder mit der Sichtung von Unbekannten Flugobjekten zu tun bekommt.

Manches Ufo entpuppt sich dann aber einfach nur als ein weiteres Handy, das sich schwungvoll von seinem Besitzer gelöst hat.

Schwungvoll schwirrt sowieso allerlei Unerfreuliches durch die Luft auf der Theresienwiese, laute Musik, schlechter Geruch, zu starker Regen, irgendwelche Viren, Handys. Aber manchmal kommt auch Gutes von oben. Ein verirrter Sittich etwa, der sich in dieser scheinbar vogelfreien Umgebung sicher sehr über Freund und Helfer freut.

Ein inoffizielles Maskottchen hat das diesjährige Oktoberfest damit gefunden, hunderten Nutzern auf Twitter zumindest gefällt der grüne Piepmatz, dessen Bild die Polizei ins Netz stellte.

Oder war es doch eine Art öffentlicher Fahndungsaufruf? Was ist dem Federvieh vorzuwerfen? Ein Twitter-Nutzer jedenfalls ist dann doch misstrauisch über die Aufmerksamkeit, die die Polizei dem Sittich zukommen lässt. "Kommt der Vogel jetzt dran", fragt er, "wegen unsittlichem Verhalten?"

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