Süddeutsche Zeitung

Nach Drogen- und Rotlichtaffäre:Schlagbauer muss Insolvenz anmelden

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Von Franz Kotteder

Der ehemalige CSU-Stadtrat und Obermeister der Münchner Metzgerinnung, Georg Schlagbauer,45, hat Insolvenz angemeldet. Betroffen sind die beiden Filialen seiner Metzgerei in der Waltherstraße und am Viktualienmarkt in der Metzgerzeile. Das Amtsgericht hat bereits im Juni den Münchner Rechtsanwalt Matthias Hofmann zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Nicht betroffen ist die Metzgerei Schlagbauer in der Müllerstraße, sie gehört Schlagbauers Eltern. Hofmann teilte am Donnerstag auf Anfrage der SZ mit: "Herr Schlagbauer hat aus einer persönlichen Vergangenheit Schulden, denen er derzeit nicht gerecht werden kann." Die Metzgereien liefen jedoch gut, sodass Hofmann eine reelle Chance sieht, sämtliche Arbeitsplätze zu erhalten und die beiden Filialen weiterzubetreiben. Das sei ebenso Ziel des Verfahrens wie "den Gläubigern eine Lösung im Rahmen eines Insolvenzplans vorzuschlagen". Die Löhne der neun Mitarbeiter seien derzeit gesichert, ebenso wie die Belieferung mit den nötigen Waren und Rohstoffen. "Die Lieferanten stehen hinter Schlagbauer, und die Kunden der Metzgerei werden weiter wie gewohnt in der Metzgerei einkaufen können", so Hofmann.

Der tiefe Fall des Georg Schlagbauer begann vor einem Jahr. Knall auf Fall legte der CSU-Stadtrat, der als große Nachwuchshoffnung galt und 2018 für den Landtag kandidieren sollte, alle öffentlichen Ämter nieder. Unter anderem war er auch Präsident der Handwerkskammer München und Oberbayern sowie des Bayerischen Handwerkstages.

Dann aber sah er sich mit Vorwürfen konfrontiert, er sei in einen Drogen- und Rotlichtskandal involviert. Tatsächlich stellte sich heraus, dass Schlagbauer über Jahre hinweg Stammgast in dem Club "Ekstasia" gewesen sein soll, wo er auch regelmäßig Kokain konsumiert haben soll. Er soll in dem Bordell Schulden in fünfstelliger Höhe gehabt haben.

Georg Schlagbauer zeigte sich schließlich selbst wegen Rauschgiftkonsums und Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz bei der Staatsanwaltschaft München an und begab sich in eine Entzugsklinik im Schwarzwald. Das bewahrte ihn vor einer öffentlichen Gerichtsverhandlung, bei der alle Hintergründe der Affäre aufgerollt worden wären.

So verzichtete die Staatsanwaltschaft darauf, Anklage zu erheben, und begnügte sich mit einem Strafbefehl mit einer Geldstrafe, deren Höhe Schlagbauer jedoch anfocht. Den finanziellen Niedergang hat das offensichtlich aber nicht aufhalten können.

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Quelle:
SZ vom 07.07.2017
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