Süddeutsche Zeitung

Modernisierungspläne:Wie der Tierpark sich verändert

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Von Alfred Dürr, München

Im Tierpark Hellabrunn wird auch in diesem Jahr weiter umgebaut und modernisiert. Gerade haben die umfangreichen Sanierungs- und Umbaumaßnahmen für das Haus der kleinen Affen begonnen. Voraussichtlich bis zum Sommeranfang bleibt das Gebäude deshalb für die Besucher geschlossen. Die Fertigstellung des im Innern völlig erneuerten Tierpark-Restaurants lässt noch etwas auf sich warten. Da das Ausmaß der Arbeiten größer ist als ursprünglich geplant, wird es ist wohl erst im Mai wiedereröffnet. Fertig in der Schublade liegt außerdem das Konzept für die neue Löwenanlage. Die Baugenehmigung ist bereits erteilt. Noch in diesem Jahr könnte der erste Spatenstich für den Neubau erfolgen.

"Der Tierpark ist eine ständige Baustelle", sagt Direktor Rasem Baban. An einer Wand seines Büros hängen große Pläne, auf der die verschiedenen Projekte dargestellt sind. Vom Schreibtisch aus hat er sie immer im Blick: "Es bewegt sich ständig etwas, man hat kaum Zeit, um innezuhalten". Baban hat Architektur studiert - damals schon mit Interesse am Bauen für Tiere - und für verschiedene Baukonzerne gearbeitet. Nach seiner Tätigkeit als Technischer Leiter im Zoo Leipzig kam er 2014 als Tierpark-Chef nach München. Seither treibt er nicht nur die inhaltliche Weiterentwicklung ("Geozoo der Biodiversität"), sondern auch Neubauprojekte und die Optimierung bestehender Tieranlagen mit Nachdruck voran.

Das Elefantenhaus, die Polarwelt, die Großvoliere oder das im vergangenen Jahr fertig gewordene Mühlendorf mit der Tierparkschule sind einige Meilensteine auf diesem Weg. Nun ist das Haus der kleinen Affen an der Reihe. Das Gebäude stammt aus den Achtzigerjahren. Es ist eigentlich noch gar nicht so alt und erfüllt auch die Haltungsanforderungen für die dort untergebrachten Tierarten. Aber Lüftung, Heizung und die gesamte Elektrik müssen saniert werden. "Der Wartungsaufwand für diese Systeme steht in keinem Verhältnis zur gründlichen Modernisierung", erklärt Baban. Außerdem wird der Besucherraum zugunsten der Tierbereiche etwas kleiner und neu gestaltet.

"Die Haltungsrichtlinien für die Tiere werden in Zukunft anspruchsvoller, wir stellen uns bereits darauf ein", sagt der Direktor. Die Besucher werden dort neu gestaltete Informationen über die im Haus lebenden Kattas, Roten Varis, Lisztaffen, Siamangs und Braunkopf-Klammeraffen finden. Im Zentrum steht ein ecuadorianisches Artenschutzprojekt, das sich um den bedrohten Lebensraum der Braunkopf-Klammeraffen und um gefährdete Vogelarten im südamerikanischen Regenwald kümmert. Dessen Geräuschkulisse kann über einen Livestream gehört werden. Das Umbauprojekt wird von verschiedenen Stiftungen und der Stadt München finanziell unterstützt. Die Tiere können während des Umbaus in ihren Bereichen bleiben: "Der Baulärm hält sich in Grenzen."

Ein weiteres großes Projekt, über das man schon seit einiger Zeit spricht, wird nun endlich umgesetzt - die neue Löwenanlage auf dem bisherigen Areal der Braunbären. Vor zwei Jahren war die Bärin Olga hochbetagt gestorben. Sie lebte seit 1977 im Tierpark Hellabrunn. Mit ihrem Tod ging die Haltung der Europäischen Braunbären in München zu Ende. Das schafft Platz für die Löwen, die bisher eher beengt untergebracht sind. Sie bekommen ein eigenes Haus mit einer großzügigen Außenanlage. Die Architekten sind die beiden Münchner Büros Thomsen und Fried sowie TRR Landschaftsarchitekten Ritz und Ließmann. Das neue Platzangebot ermöglicht auch die Zucht von Löwen. Außerdem haben die Tiere Rückzugsmöglichkeiten und zum Beispiel auch ein Krankenzimmer. Besucher können von verschiedenen Standorten die Tiere gut beobachten. Baban: "Das alles ist ein Quantensprung im Vergleich zur jetzigen Situation."

Spätestens in zwei Jahren soll die Anlage eröffnet werden, wünscht sich der Tierparkchef. Alle vorbereitenden Arbeiten sind abgeschlossen und die Baugenehmigung liegt vor. "3,5 Millionen Euro müssen wir noch zusammenbringen", sagt Baban, dann könne es losgehen mit dem Baubeginn - vielleicht Ende dieses Jahres.

Gearbeitet wird aber auch an anderer Stelle. Viele große und kleinere Verbesserungen im Erscheinungsbild bekommen die Besucher mit, andere eher nicht, wie zum Beispiel die Modernisierung des Hauses für die Tierpark-Mitarbeiter. Auf dem Projektplan an Babans Bürowand erkennt man zum Beispiel ein dickes Ausrufezeichen bei der Fledermaus-Grotte. Ein deutliches Signal, dass hier etwas passieren wird. "Das Bauwerk ist schlicht und einfach kaputt, es muss beseitigt werden", sagt Baban. Eine weitere Aufgabe für das nächste Jahr.

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SZ vom 14.01.2020
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