Süddeutsche Zeitung

20 Jahre Pinakothek der Moderne:Rausch in der Rotunde

Lesezeit: 2 min

Bei der Pin-Party konnte man interessante Kunstmenschen ersteigern - und danach mal so richtig abtanzen.

Von Christian Mayer

Die schönen Künste und die Stadt München, das war schon immer eine Liebesbeziehung. Keine heimliche Liebe, man will ja schon herzeigen, was man hat. Die Geschichte der Wittelsbacher Sammlungen, der stolzen Malerfürsten und des höfisch inspirierten Großbürgertums kann man im Grunde fortschreiben bis ins 21. Jahrhundert, Franz Herzog von Bayern etwa steht wie kein zweiter für diese Verbindung. Und noch immer gehört es in gewissen Kreisen einfach dazu, Mitglied im Förderverein eines der wichtigsten Museen zu sein.

Beim Pin-Fest am Freitagabend kann man herrlich beobachten, wie sich das alles vermischt, die Lust an der Selbstdarstellung, die Freude am Mäzenatentum, die Sammelleidenschaft, das Engagement für eine Institution. Filmproduzentin Susanne Porsche erzählt zum Beispiel, wie sie bei einer der ersten Pin-Auktionen für eine ordentliche Summe einen skulpturalen Wischmopp des Münchner Künstlers Benjamin Bergmann ersteigerte, der längst Kultstatus hat, "der steht immer noch bei mir in der Halle, ich werde ständig darauf angesprochen". Gut, die richtige Wohnfläche dafür muss man halt auch erst mal haben.

Zwanzig Jahre Pinakothek der Moderne, das ist schon die ganze Woche über ein Grund zum Feiern, etwa mit der gerade eröffneten Ausstellung "Mix and Match", mit einem prominent besetzten Dinner am Donnerstagabend in der Rotunde und nun mit dem verrücktesten, lautesten Pin-Fest, das es in der langen Geschichte des Vereins jemals gab.

Der Caterer baut noch schnell Sushi- und Austern-Stände auf

Einlass ist erst um kurz vor 21 Uhr, zuvor muss der Catering-Service nach dem regulären Museumsbetrieb schnell die Bars, die Sushi-Station und den Austern-Stand aufbauen, denn wer ein paar Hundert Euro fürs Ticket gezahlt hat, möchte schon das Gefühl bekommen, verwöhnt zu werden.

Pin-Vorsitzende Dorothée Wahl und ihre Stellvertreterin Katharina von Perfall fassen sich kurz, schließlich wissen die Gäste ohnehin, welchen Beitrag sie für den Ankaufsetat und die Öffentlichkeitsarbeit der staatlichen Institution leisten. Dazu nur zwei Zahlen: 446 Ankäufe und fast 90 Ausstellungen ermöglichte der Pin-Verein in den vergangenen zwei Jahrzehnten. "Für uns ist das auch ein runder Geburtstag", sagt Dorothée Wahl bei ihrer kurzen Begrüßung, "aber wir sind ja auch 40 Jahre älter als das Haus."

Bei der Jubiläumsveranstaltung gibt es ausnahmsweise keine Benefizauktion mit eingereichten Kunstwerken, diese findet erst im November wieder statt. Stattdessen kommen dieses Mal interessante Kunstmenschen unter den Hammer. Der Generaldirektor der Staatlichen Gemäldesammlungen, Bernhard Maaz, zum Beispiel. Den kann man buchen für einen privaten Abend, an dem der Professor aus seiner neuen Kunstgeschichte vorlesen wird.

Wer Maaz kennt, ahnt: Das wird ein eher langer, launiger Abend. Der Generaldirektor verfolgt amüsiert, wie sein Marktwert immer weiter steigt - bis auf 4000 Euro. Und weiter geht's im Takt, der Fotograf Sammy Hart wird demnächst die Familie eines Förderers fotografieren, der österreichische Galerist Thaddaeus Ropac lädt den Meistbietenden samt Begleitung zum eleganten Abendessen mit der Künstlerin Imi Knoebel ins Salzburger Schloss Emslieb ein, der Direktor des Museums Brandhorst, Achim Hochdörfer, verdingt sich als Grillmeister.

Schweißtreibend ist dann der Auftritt der Münchner Gruppe Slatec. Mit ihrer Techno-Performance, immer neuen Improvisationen und einem vibrierenden Sound verbreiten die Musiker am Schlagzeug, am Bass und an der Posaune sofort eine unverschämt gute Laune. So elastisch hat man die Freunde vom Pin noch nie erlebt, da ist kein Halten mehr bei den Tänzerinnen zwischen 20 und 80, und schließt man kurz die Augen, könnte man fast glauben, man sei im Harry Klein gelandet. Also: eine bewegte, rauschhafte Nacht bis um drei in der Früh - dafür muss man nicht mal Tracht tragen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5659472
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.