Süddeutsche Zeitung

Musikmarkt:Frischer Wind für die alte Fregatte

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Lange wurde die Münchner Musikszene belächelt, doch jetzt setzt die Plattenfirma "Trikont" verstärkt auf junge, einheimische Bands. Warum das die Musikstadt verändern könnte.

Von Michael Bremmer

Was sagt es über die Popmusik einer Stadt aus, wenn viele Musikfreunde München immer noch mit dem "Sound of Munich" aus den Siebzigerjahren in Verbindung bringen? Mit Giorgio Moroder, Freddy Mercury, Donna Summer. Mit Synhtie-Euro-Disco-Sound. Mit einer Musik von vor 50 Jahren. Klar, die Beachtung von Bands aus München ist nicht unbedingt gestiegen in den vergangenen Jahren. Das hat vielleicht damit zu tun, dass führende Musikmagazine vor Jahren von München nach Berlin gezogen sind, vielleicht auch mit dem Wegzug der Plattenfirma Sony.

Dass es in München spannende Newcomerbands gibt, zeigt sich seit Jahren bei Veranstaltungen wie "Munich Rocks", "Sprungbrett" und "Sound of Municht now" - talentierte Musikerinnen und Musiker, bestens unterstützt von der Fachstelle Pop, kurz: beste Voraussetzungen, nur bekam davon lange Zeit der Rest des Landes wenig mit. Das kann sich jetzt ändern, und das hat auch etwas mit Trikont zu tun, dem vielleicht ältesten Indie-Label Deutschlands. Die Plattenfirma aus Obergiesing hat zuletzt mehrere Münchner Newcomerbands unter Vertrag genommen, Malva mit ihren Indie-Pop-Chansons etwa, oder Raketenumschau mit ihrem charmant-rotzigen Deutsch-Indie-Rock. "Ein wenig frischer Wind unter den Segeln kann der etwas in die Jahre gekommenen Fregatte Trikont sicher nicht schaden", sagt Trikont-Geschäftsführer Brendan Erler, "aber letztendlich gaben dann - wie immer - die musikalische Qualität, Ausstrahlung und besonders die außerordentliche Live-Energie den Ausschlag."

Natürlich, Trikont hatte schon immer Münchner Bands unter Vertrag, Philip Bradatsch, Angela Aux, Inga - aber dass jetzt auch junge Künstlerinnen und Künstler diese Wertschätzung erfahren, hat Auswirkungen auf die Münchner Musikszene. Junge Musiker können von der Erfahrung und auch von der Reichweite von Trikont profitieren - im Fall von Malva passt ihre Konzertliste nicht mehr auf eine DIN-A3-Seite, was aber auch mit ihrem Manager zusammenhängen könnte. Junge Bands wissen jetzt, dass Plattenfirmen auf sie schauen - wenn sie gut sind. Das kann motivierend sein. Und Musikerinnen wissen jetzt, das ihre Arbeit wertgeschätzt wird, dieser Aspekt ist etwa Trikont-Chefin Eva Mair-Holmes wichtig, was sich auch in weiteren Signings zeigen wird. Denn das München-Projekt von Trikont ist noch nicht abgeschlossen. Und das ist schön.

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