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Jusos debattieren Digitalisierung:Der "kapitalistische Realismus" des Internets

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IT-Sicherheit und soziale Medien, Drohnen und Virtual Reality: Beim Festival "Upgrade Digitalpolitik" setzen sich die Münchner Jusos kritisch mit dem digitalen Wandel auseinander.

Von Anna Hoben

Wer am gesellschaftlichen Leben teilhaben will, kommt an Konzernen wie Meta oder Google kaum vorbei. Doch welche Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten entstehen durch die Digitalisierung? Ist mehr Digitalisierung immer gut? Sollte der Staat in dem Bereich mehr mitgestalten? Solche Fragen haben sich die Münchner Jusos gestellt, als sie anfingen, ihr Festival "Upgrade Digitalpolitik" zu planen. Am kommenden Wochenende findet es im Kulturhaus Milbertshofen statt. "Digital Native zu sein, heißt nicht nur zu wissen, wie Tiktok funktioniert", sagt Dariusch Klett von den Jusos, "es heißt auch, sich kritisch damit auseinanderzusetzen".

Die ursprüngliche Idee sei gewesen, mit einer eigenen Veranstaltung das Startup-Festival Bits and Pretzels kritisch zu begleiten, sagt Klett, 30. Als Jusos stellten sie sich auch die Frage nach den negativen Auswirkungen der Digitalisierung. 2021 hat die SPD-Jugendorganisation auf Bundesebene einen Beschluss gefasst zum Thema "Big Tech zerschlagen". Die Begeisterung und Euphorie über die anarchischen Möglichkeiten der Anfangsjahre des Internets seien schnell einer Art "kapitalistischem Realismus" gewichen, heißt es darin. Das habe nicht nur zu einer ökonomischen Ungleichheit geführt, sondern auch zu einer "Ungleichheit an Macht".

Wie abhängig der Staat von bestimmten Unternehmen ist

Dass die Jusos die Digitalisierung in den Blick nehmen, hat freilich auch mit den Erfahrungen während der Corona-Pandemie zu tun. Schließlich habe man da verstärkt gesehen, welche negativen Auswirkungen Falschinformationen im Internet hätten, sagt Klett - und wie abhängig der Staat von bestimmten Unternehmen sei. Etwa ein Jahr lang hat Klett mit einem Team am Programm gewerkelt. Sie haben Kooperationspartner gefunden und Fördermittel bekommen vom Bayerischen Aktionsplan Jugend.

Wie soll die digitale Welt sein, in der wir leben? Darüber wollen sie diskutieren, mit interessierten jungen Menschen. Neben Workshops und Gesprächsrunden zur IT-Sicherheit oder zur Kommunikation in den sozialen Medien wird es auch praktische Sessions geben, in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, Technologie auszuprobieren: von Drohnen über Virtual-Reality-Brillen bis hin zu 3D-Druckern. Die Keynote-Speech, den wichtigsten Vortrag also, hält der Podcast-Moderator und Autor Wolfgang M. Schmitt, der 2021 zusammen mit Ole Nymoen das Buch Influencer: Die Ideologie der Werbekörper veröffentlicht hat.

Und was bedeutet es, dass eine Parteijugend so eine Veranstaltung organisiert? Die Frage stellen die Jusos auf der Webseite selbst. Ihre Antwort: "Wir wollen eure Perspektiven und eure Ideen in die Politik tragen." An dem Wochenende werde man "weder versuchen, irgendjemanden zu manipulieren, noch wirst du alle zwei Minuten gefragt werden, ob du Mitglied werden willst".

Das Festival "Upgrade Digitalpolitik" findet statt vom 16. bis 18. September im Kulturhaus Milbertshofen, es richtet sich an junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren. Die Teilnahme ist kostenlos, es gibt noch freie Plätze. Mehr Informationen unter www.upgrade-digitalpolitik.de

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