Süddeutsche Zeitung

Giesing:So soll das neue Hospiz für München aussehen

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Das Büro Allmann Wappner gewinnt den Wettbewerb für den Neubau in Giesing. Der Entwurf sei einladend und helfe, das Thema Sterben zu enttabuisieren, loben die Initiatoren.

Von Sebastian Krass

"Es ist eine Architektur, die einlädt zum Reinkommen", sagt Isabell Zacharias, "und jede und jeder sieht beim Vorbeigehen, dass in dem Gebäude etwas Besonderes ist". Dieses Besondere, das in den nächsten Jahren an der Ecke Martin-Luther-Straße/Weinbauernstraße in Giesing entstehen soll, ist ein Hospiz, "ein großzügiges Zuhause für sterbende Menschen". So beschreibt der Verein Dasein sein Vorhaben, für das die ehemalige SPD-Landtagsabgeordnete Zacharias als Projektkoordinatorin tätig ist. In München, sagt sie, "sterben zu viele Menschen unzureichend versorgt und einsam, weil die nötigen Hospizbetten fehlen".

Nun steht fest, wie das Hospiz aussehen soll: Das Münchner Büro Allmann Wappner hat den Architekturwettbewerb gewonnen, wie der Verein Dasein in dieser Woche bekanntgegeben hat. Besondere Kennzeichen des Entwurfs sind die großen Fenster und die Begrünung der oberen Stockwerke. Diese soll wie Baumkronen wirken, die über drei Stockwerke gezogene Fassadenelemente darunter sollen Baumstämme symbolisieren.

"Der großzügige Lichteinfall macht diesen Entwurf für unsere Gäste in den Hospizzimmern zu etwas ganz Besonderem", sagt Katharina Rizzi, die Geschäftsführerin von Dasein. "Im Zusammenspiel mit der Begrünung wird für sie das Gefühl eines schützenden Nestes entstehen." Zudem schaffe die Gestaltung der Hausecke einen attraktiven Eingang zum Hospiz, das auch ein Ort der Begegnung werden und dem Tabu um das Thema "Tod und Sterben" entgegenwirken soll.

Eine Besonderheit ist, dass nebenan eine Anlage mit 50 Luxus-Wohnungen entsteht

Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass der Verein Dasein nach jahrelanger Suche an der Ecke Martin-Luther-Straße/Weinbauernstraße ein Grundstück gefunden hat. Bisher war dort ein Gemeindezentrum der evangelischen Lutherkirche untergebracht, die direkt gegenüber liegt. Mit Unterstützung der Paula-Kubitschek-Vogel-Stiftung kann der Verein das Grundstück in Erbpacht übernehmen und das Hospiz bauen. Dieses soll etwa zwölf bis 16 Betten umfassen, aber auch einen "Raum der Stille", therapeutische Einrichtungen, Verwaltung und ein Café.

Die ersten Überlegungen hatte Dasein Anfang Februar in der Stadtgestaltungskommission vorgestellt, die die Stadt zu bedeutenden Bauvorhaben berät. Dort war das Hospizprojekt in dieser prominenten innerstädtischen Lage auf grundsätzliche Zustimmung gestoßen. Eine Besonderheit an der Lage ist, dass direkt nebenan das Immobilienunternehmen Euroboden eine Anlage mit etwa 50 Luxus-Wohnungen plant. Der Straßenzug zwischen Giesinger Berg und Grünwalder Stadion wird sich also in den nächsten Jahren deutlich verändern.

Nach der Kommissionssitzung richtete Dasein den Architekturwettbewerb aus, an dem fünf Büros teilnahmen. Die Sieger Allman Wappner zählen zu den größten Büros in München, zu ihren Projekten gehören der Umbau des ehemaligen Paketzustellamts in einen Campus für Google, der Neubau eines Bürohauses an der Sonnenstraße 23 und die Neugestaltung von Münchner U-Bahnhöfen.

Ihr Entwurf für das Hospiz sieht zwei miteinander verbundene, sechsgeschossige Baukörper vor, wobei die oberen drei Stockwerke etwas nach hinten zurückspringen, dort sollen die Hospizzimmer untergebracht werden. "Wir haben Signale von der Stadt, dass die Höhe so möglich ist", sagt Isabell Zacharias. Das sei auch wichtig, damit man die verschiedenen Nutzungen alle unterbekomme, "wir müssen ja auch wirtschaftlichen Aspekten gerecht werden". Auch einen Zeitplan hat sie bereits im Kopf: "Wir hoffen, dass wir 2023 mit den Bauarbeiten beginnen und dass wir 2025 einziehen können."

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