Süddeutsche Zeitung

SZenario:Das ist Größe

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Gloria-Sophie Burkandt, Tochter von Markus Söder, wird für ihr gesellschaftliches Engagement ausgezeichnet.

Von Philipp Crone, München

Als der Fotograf die größere der beiden Frauen für ein Zweierbild etwas nach hinten stellen will, sagt Ajla Kurtovic mit einem Lächeln: "Weil ich so klein bin?" Und schon ist man mitten drin im Thema: Was darf man sagen? Und was ist Größe? Größe ist für Gloria-Sophie Burkandt oft fast so problematisch wie ihr bekannter Vater. Sie ist 23 Jahre alt, 1,85 Meter groß, spindeldünn, von Beruf Model, von privat Tochter von Markus Söder und von jetzt an Preisträgerin des Hamza-Kurtovic-Awards. Kurtovic wurde 2020 bei den Anschlägen von Hanau getötet, seine Schwester Ajla ist am Freitagvormittag nach München gekommen, um Burkandt im Mandarin Oriental-Hotel die Auszeichnung zu überreichen. Der Preis wird für gesellschaftliches Engagement verliehen.

Burkandt hatte in den sozialen Netzwerken ein Foto von sich und einem befreundeten türkischen Rapper gepostet "und schon geahnt, dass es da Reaktionen geben wird", anfeindende. "Schlimm ist, dass man von mir denkt, ich sei eine bayerische Prinzessin und habe nur mit Prinzen und Reichen zu tun." Das sei falsch, aufgewachsen sei sie vielmehr mit vielen türkischen Freunden. Mit so vielen negativen Reaktionen auf das Foto hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie schrieb, dass es inakzeptabel sei, Menschen mit türkischem oder kurdischen Hintergrund von oben herab zu behandeln. Dann wurde ihr Insta-Account gehackt. Für ihr Engagement gegen Rassismus wird Burkandt nun geehrt.

Als sie ihr Statement abliest, könnte man meinen: Sie hätte vielleicht gerne ähnlich viel Routine bei öffentlichen Reden wie ihr Vater, wobei der ähnlichen Aufholbedarf im eleganten Dahinschreiten hat. Die Preisträgerin rät Rassisten, sich mit anderen Weltanschauungen auseinanderzusetzen. "Der Kampf gegen Diskriminierung muss unsere Leitlinie sein." Und dafür nutzt sie dann auch ihre Bekanntheit, die durch den Vater kommt. "Natürlich profitiere ich davon", sagt Burkandt und schaut etwas spöttisch durch ihre Brille, ein Retro-Modell, das schon Franz Josef Strauß gern trug. Aber das Leben als Söder-Kind sei auch nicht nur einfach. Für ihren Start als Model sei der Politiker-Papa zum Beispiel eher kontraproduktiv gewesen. Heute arbeitet sie lieber im Ausland als in der Heimat. Wo auch immer, manche werden nun wohl noch aus einem ganz anderen Grund zu ihr aufschauen.

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