Süddeutsche Zeitung

Stadtrat in München:Grünen-Fraktion braucht neue Doppelspitze

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Nach nur zwei Jahren als Vorsitzende will sich Anna Hanusch im Mai nicht mehr zur Wiederwahl stellen. Ihr Kollege Florian Roth hatte seinen Rückzug bereits im Dezember angekündigt.

Von Heiner Effern und Anna Hoben

Bei der stärksten Fraktion im Stadtrat steht zwei Jahre nach dem Sieg bei der Kommunalwahl eine komplette Neuaufstellung an der Spitze an: Die Vorsitzende der Grünen/Rosa Liste, Anna Hanusch, tritt im Mai nicht zur turnusmäßigen Wiederwahl an. "Nach reiflicher Überlegung und Gesprächen in der Fraktion habe ich mich entschieden, nicht mehr als Fraktionsvorsitzende zu kandidieren", teilte sie am Montag mit. Hanusch gehört neben den beiden Bürgermeisterinnen und ihrer Koalitionskollegin Anne Hübner (SPD) zu den vier mächtigsten Frauen im Rathaus.

Co-Chef Florian Roth hatte bereits im Dezember angekündigt, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Er will Kulturreferent werden und in den Jahren bis zu dieser Wahl an seiner Qualifikation dafür arbeiten. Als wahrscheinliches Duo für die Zukunft gelten die beiden bisherigen Stellvertreter Mona Fuchs und Dominik Krause. Beide bestätigten am Montag, dass sie in der Fraktionssitzung ihre Kandidatur für die Wahl der Vorsitzenden im Mai erklärt hätten. Weitere Kandidaten haben sich bislang nicht gemeldet.

Hanusch begründete ihren Rückzug damit, dass sie sich als Stadträtin künftig wieder mehr ihren "Haupt- und Herzensthemen" widmen wolle: der Stadtentwicklung, Architektur und Bauwende sowie der Wohnungs- und Bodenrechtsfrage, aber auch der Bürgerbeteiligung sowie der Weiterentwicklung und Einbindung der Bezirksausschüsse. Hanusch sitzt nicht nur im Stadtrat, sondern ist auch Vorsitzende des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg. Außerdem wolle sie in ihrem Beruf nicht zu lange pausieren und plane, schrittweise und in Teilzeit wieder als Architektin zu arbeiten.

Die Aufgabe als Fraktionsvorsitzende habe sie nach der Kommunalwahl 2020 übernommen, weil sie in der neuen Fraktion - in der fast doppelt so viele Stadträtinnen und Stadträte sitzen wie in der vergangenen Amtsperiode - diejenige "mit der wohl größten Erfahrung" gewesen sei. Sie habe sich dieser Herausforderung gern gestellt; die Fraktion habe "trotz der allgemeinen Krisensituation in einen sehr guten Arbeitsmodus gefunden". Weitermachen will Hanusch nun aber nicht: "Es gibt inzwischen andere Kolleginnen, die mit der nötigen Expertise und Lust diese Aufgabe fortführen können."

Aus den Worten klingt heraus, was auch im Rathaus wahrgenommen wurde. Hanusch hat den Job als Fraktionsmanagerin und auch das Zusammenspiel mit der SPD akribisch und menschlich angenehm hinbekommen, doch auf den Leib geschrieben ist der eher zurückhaltenden, abwägenden Politikerin diese Rolle nicht unbedingt. Zudem musste Hanusch erst kürzlich einen frustrierenden Karriererückschlag hinnehmen. Die Grünen hatten Hanusch als neue Leiterin des städtischen Baureferats vorgeschlagen, die CSU hatte jedoch massive Zweifel an ihrer Qualifikation angemeldet und die Regierung von Oberbayern als Aufsichtsbehörde eingeschaltet. Diese entschied im Februar, dass der Posten hätte ausgeschrieben werden müssen; Hanusch zog ihre Bewerbung daraufhin zurück.

Hanuschs mögliche Nachfolgerin Mona Fuchs sagte am Montag, sie freue sich darauf, "ins Rennen zu gehen". Dominik Krause erklärte, die Arbeit im Fraktionsvorstand mache ihm "sehr viel Freude". Er habe "Respekt vor der Aufgabe" als Vorsitzender und hoffe auf das Vertrauen der Fraktion.

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