Süddeutsche Zeitung

Bootsunfall:Tödliche Kollision am Gardasee - Tatverdächtiger aus München festgenommen

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Der Münchner hat sich laut seinem Anwalt in der Nacht den italienischen Carabinieri gestellt. Die Staatsanwaltschaft in Italien ermittelt gegen ihn und einen weiteren Mann wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung.

Von Francesca Polistina

Der Tatverdächtige der Gardasee-Bootskollision hat sich in der Nacht den italienischen Carabinieri gestellt. Das bestätigt sein Anwalt Guido Sola auf Anfrage der SZ. Der 52-jährige Münchner habe aus der Presse vom europäischen Haftbefehl erfahren, den die italienische Justiz gegen ihn erlassen hatte, so sein Anwalt. "Mein Mandant hat sich deshalb entschieden, nach Italien zu fahren, noch bevor die Staatsanwaltschaft München die Gerichtsbarkeit des Haftbefehls prüfen konnte", so Sola. Der Anwalt habe dann die Carabinieri aus Brescia informiert. Diese hätten den Mann in der Nacht zum Montag am Brenner erwartet, wo er mit dem Auto hingefahren sei, so der Anwalt. Gegen 5 Uhr morgens habe der Mann zusammen mit seinem Anwalt und den Carabinieri die Stadt Brescia erreicht. Dort sitzt er nun in Untersuchungshaft.

In der Nacht zum 19. Juni sollen zwei Münchner am Gardasee eine tödliche Bootskollision verursacht haben. Ihr Motorboot war Ermittlungen zufolge mit einem Kahn kollidiert, in dem ein italienisches Paar aus der Region Salò am Westufer des Gardasees saß. Der 36 Jahre alte Mann und die 25-jährige Frau kamen dabei ums Leben. Die beiden Münchner wurden tags darauf von der Polizei vernommen, dabei gaben sie an, den Zusammenprall mit dem anderen Boot nicht bemerkt zu haben, wie es aus dem Büro ihres Anwalts in Italien hieß. Sie hätten gedacht, gegen einen Ast oder eine Klippe gefahren zu sein.

Nach dem Vorfall vor rund zwei Wochen konnten die beiden 52-Jährigen in die bayerische Landeshauptstadt zurückkehren. Gegen den Mann, der eigenen Angaben zufolge am Steuer war, hatte die italienische Justiz am vergangenen Freitag einen europäischen Haftbefehl erlassen.

Die Staatsanwaltschaft in Italien ermittelt gegen die Deutschen wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung. Sie sollen mit dem Boot womöglich zu schnell unterwegs gewesen und nach dem Zusammenstoß weitergefahren sein, ohne zu helfen. Nach ihrer Vernehmung kurz nach dem Unfall wurden die beiden Männer auf freien Fuß gesetzt, daraufhin reisten sie nach München zurück. Das ist rechtens: Das italienische Gesetz sieht normalerweise keine vorbeugende Festnahme wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung vor. Die Familien der Opfer forderten Maßnahmen gegen sie. Die Staatsanwaltschaft Brescia entschied am vergangenen Freitag, einen europäischen Haftbefehl zu erlassen, weil sie Fluchtgefahr sieht, wie italienische Medien berichten.

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