Süddeutsche Zeitung

Attacken am Spielfeldrand:Eltern prügeln sich bei Kinder-Fußballturnier

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Nach dem Halbfinale zwischen FT Gern und Eintracht Karlsfeld kommt es zu Pöbeleien, Provokationen und Gewalt zwischen Erwachsenen. Zwei Menschen werden verletzt - die Veranstalter brechen das Turnier ab.

Bei einem Fußball-Sommerturnier für acht- bis neunjährige Kinder ist es am Wochenende zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Eltern gekommen. Nach dem Halbfinal-Spiel zwischen der FT Gern und dem TSV Eintracht Karlsfeld gab es auf der Anlage des Gastgebers ESV München in Nymphenburg zunächst Provokationen und Pöbeleien, die schließlich in körperliche Attacken mündeten. Dabei sollen mindestens zwei Menschen verletzt worden sein. Die Verantwortlichen des Spielbetriebs entschieden nach Beratungen, das Turnier abzubrechen und das Finale nicht mehr spielen zu lassen.

Was genau am Sonntagvormittag auf der Anlage an der Margarethe-Danzi-Straße passiert ist, lässt sich im Nachhinein nur schwer rekonstruieren. Die Aussagen sind widersprüchlich. Ein Augenzeuge sprach von mindesten 15 bis 20 Beteiligten, der Jugendleiter des Gastgebers ESV München, Christian Eberlein, von drei bis vier. Das deckt sich auch mit dem internen Bericht eines Trainers an den TSV Eintracht Karlsfeld, der der SZ vorliegt. Laut Eberlein seien mehrere Leute hingerannt, um die Kontrahenten zu trennen, was für andere Augenzeugen wie ein größeres Handgemenge ausgesehen haben könnte.

Als Polizisten am Gelände eintrafen, sei die Auseinandersetzung schon vorbei gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Retter und Unruhestifter seien nicht mehr am Platz gewesen. Von der Integrierten Leitstelle seien der Polizei zwei verletzte Väter nach Schlägen gemeldet worden, einer davon sei nach einem Kopfstoß benommen gewesen. Anzeigen wegen Körperverletzung lägen bislang nicht vor.

Der Vorfall hat großes Entsetzen ausgelöst. "Ich habe mich selten so für Erwachsene fremdgeschämt", sagt ein Augenzeuge. Es sei erschreckend, wenn Eltern vor 80 bis 100 Kindern so ein schlechtes Vorbild abgäben. Die Gewalt gehe immer von Erwachsenen aus. Stephan Priewe, Fußball-Jugendleiter beim TSV Eintracht, sagte, Attacken am Spielfeldrand seien ein wachsendes Phänomen. In der Form wie am Sonntag habe er sie aber noch nicht erlebt.

Die FT Gern hat sich inzwischen beim Turnierveranstalter und allen unbeteiligten Kindern und Erwachsenen entschuldigt. Jegliche Form von Gewalt sei auf und neben dem Fußballplatz nicht akzeptabel. "Dass hier Kinder den Kontrollverlust ihrer Eltern erleben mussten, macht die Angelegenheit umso verwerflicher." Auch der TSV Eintracht hat dem ESV sein Bedauern ausgedrückt. Ob und welches Nachspiel es geben wird, werden jetzt die Vereine und auch die übergeordneten Verbände zu klären haben.

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SZ/anna
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