Süddeutsche Zeitung

Förderung von Frauenfußball:Konter gegen die Männermacht

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Bei der Initiative der Münchner SPD für eine bessere Förderung des Frauenfußballs geht es um weit mehr als sportliche Erfolge. Es geht um die Frage, welchen Platz Mädchen und Frauen im öffentlichen Raum bekommen.

Kommentar von Melanie Staudinger

Das politische München weilt größtenteils in den Sommerferien, keine Frage. Mit nur einem einzigen Tagesordnungspunkt hatten sich die Stadträte in ihrer Feriensitzung in dieser Woche auseinanderzusetzen: der Frage, ob Frauen sich ohne Oberteil im Freibad sonnen dürfen oder nicht. Tatsächlich ist es in der Stadt schon fast gute Tradition, sich mit Freizeit- und Sportthemen auseinanderzusetzen, wenn all die Verkehrs- und Bauexperten mal im Urlaub sind. Vergangenen Sommer etwa entdeckten die Parteien das Schwimmen für sich. Zusätzliche Freibäder wurden gefordert und neue Seen. In einer Stadt, die immer dichter bebaut wird, braucht es eben auch mehr Freizeitflächen.

Nun geht es weiter mit einer Sportart, die genug Aufmerksamkeit hat, aber nur bei den Männern: dem Fußball. Trotz aller Erfolge hat sich der Frauenfußball nie so recht emanzipieren können von der männlichen Übermacht. Die SPD macht sich jetzt dafür stark, Vereine besonders zu fördern, die Mädchen- und Frauenmannschaften anbieten. Diese Initiative ist absolut richtig und wichtig, nicht nur, weil eine deutliche Lücke zwischen Frauen- und Männerfußball klafft. Die Sportflächen reichen schon jetzt nicht aus, bei den Nachwuchsmannschaften gibt es zum Teil lange Wartelisten. Dass der Anreiz nicht groß ist, neue Frauenteams zu installieren, ist verständlich. Die Männer müssten Trainings- und Spielzeiten abgeben, und das tut keiner freiwillig gerne.

Beim Vorstoß der SPD geht es um weit mehr als sportliche Erfolge. Es geht um die Frage, welchen Platz Mädchen und Frauen im öffentlichen Raum bekommen. Wenn man sich auf den Fußballplätzen umsieht, bolzen dort meist Jungs und Männer. Mädchen und Frauen werden an den Rand gedrängt oder zum Zuschauen verdammt. Der Bayerische Fußballverband hat sich der Initiative schon angeschlossen: Das zeigt, dass es immerhin ein Problembewusstsein gibt. Von selbst aber wird sich der Zustand kaum ändern. Ein wenig politischer Druck kann also nicht schaden auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung.

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Quelle:
SZ vom 09.08.2019
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