Süddeutsche Zeitung

Faschingsbeginn in München:"Ihre Lieblichkeit" und "Seine Tollität"

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Der Spaß kann beginnen: Narrhalla und Würmesia präsentieren ihre Faschingsprinzenpaare. Trotz ihres jungen Alters haben manche schon erstaunliche Erfahrung.

Von Wolfgang Görl

Der kalte Wind weht die Elf-Uhr-Glockenschläge vom Alten Peter hinüber zum Viktualienmarkt, wo die Stimmungsband "Spezlwirtschaft" vom schönen Kufstein und der unverwüstlichen "Alice" singt. Die Spannung steigt, es sind noch elf Minuten. Und dann? Ja dann beginnt der Fasching in München, was vielleicht nicht ganz so weltbewegend ist wie der Karnevalsauftakt im Rheinland, aber bedeutend genug, dass sich etwa 150 Menschen um die mit Luftballons geschmückte Bühne auf dem Viktualienmarkt versammelt haben. Günther Grauer, der Präsident der Narrhalla, testet schon mal die Stimmung, indem er dreimal das Wort "Narr" in die Menge ruft, die jedes Mal mit einem fröhlichen "Halla" antwortet. Na also, geht doch.

Punkt elf Uhr elf - die unverwüstliche Alice ist soeben verklungen - zieht das neue Prinzenpaar hinter der Narrhalla-Fahne ein und postiert sich auf der Bühne. Wirklich fesch sind die beiden, wenngleich sie noch nicht die Tollitätengarderobe angelegt haben, sondern Lederhose, Trachtenweste und Dirndl - das alles aber aus dem Premiumsegment. Voilà, hier sind sie: "Ihre Lieblichkeit" Prinzessin Désireé I. und "Seine Tollität" Prinz Moritz II.

Prinzessin Désirée ist 22 Jahre alt, ihr Prinz gerade mal ein Jahr älter, doch beide sind auf dem konfettibedeckten Feld des Faschings bereits alte Hasen. Schon als Kind ist Désirée Soleil Kaufmann mit ihrer Mutter auf den Kinderbällen im Bayerischen Hof herumgetollt, und auf die Frage von Moderator Armin Jumel, in welchem Kostüm sie damals ging, kommt die wenig überraschende Antwort: Im Kostüm einer Prinzessin, genäht von der Mutter. Die Prinzessin aus internationaler Familie - die Mama ist Brasilianerin, der Papa Österreicher - kam in Erding auf die Welt, stand als Dreijährige erstmals auf der Theaterbühne, erhielt als ganz junges Mädchen Musik- und Ballettunterricht und ist mittlerweile als Hip-Hop-Tänzerin so gut, dass sie an Meisterschaften teilnimmt. Demnächst studiert die junge Frau, die im Glockenbachviertel lebt, Modemanagement.

Moritz Wolf entstammt gar einer Faschingsprinzendynastie, schon sein Vater saß auf dem Münchner Narrenthron, und zwar als Prinz Nikolaus I. im Jahr 1988. Auf das heikle Prinzenamt ist Thronfolger Moritz also bestens vorbereitet, unter anderem auch, weil er bereits als elfjähriger Jung-Hofmarschall den Pumuckl-Ball und den Kehraus der Narrhalla moderierte. Im bürgerlichen Leben ist der Prinz aus Trudering Großhandelskaufmann und arbeitet im Unternehmen seiner Familie.

Während bei der Narrhalla-Inauguration noch die Marktweiber zu Ehren der Tollitäten tanzen, stellt die Narrenkonkurrenz von der Würmesia ihr Prinzenpaar auf dem Marienplatz vor. Auch Prinzessin Nina I. und Prinz Lukas I. tragen Dirndl. Augenfälligster Unterschied: Das Narrhalla-Paar bekam Riesenlebkuchenherzen um den Hals gehängt, beim Würmesia-Paar waren es Riesenbrezn.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2019
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