Süddeutsche Zeitung

Gründerin:Snacks für Hunde - und ihre Halter

Lesezeit: 4 min

Daniela Sepp hat in Paris Macarons kennen und lieben gelernt und deshalb nach München geholt. Noch lieber aber hat sie ihren Hund - und deshalb bäckt sie jetzt Leckerlis für Tier und Mensch.

Von Franz Kotteder, München

Feinbäcker sind eine selbstbewusste Berufsgruppe, und das mit Recht. Das, was sie so auf den Tisch zaubern, ist schließlich oft beste Patisserie und meilenweit entfernt von Hausmannskost oder dem, was es sonst normalerweise so bei Muttern gibt. Es wäre vielleicht keine so gute Idee, zu so einem zu gehen und ihn zu fragen, ob er nicht bitte auch mal Leckerlis für Hunde machen könne, er sei ja schließlich vom Fach? Die Antwort wäre vermutlich interessant.

Daniela Sepp aber ist aus anderem Holz geschnitzt. Die 39-Jährige hat in München bei Menschen, die gerne gut essen, eine gewisse Bekanntheit erlangt, weil sie Macarons in der Stadt populär machte. Macarons sind ein leichtes, luftiges Gebäck in runder Plätzchenform aus Frankreich. Meistens werden zwei der Plätzchen aus Baiserteig mit Mandelmehl durch eine Cremeschicht miteinander verbunden. "Ich habe Macarons 2010 am Flughafen in Paris für mich entdeckt", erzählt Daniela Sepp, "wieder daheim in München habe ich sie aber nirgendwo gefunden." So keimte also eine Geschäftsidee: Macarons selber machen und verkaufen.

Die gelernte Werbekauffrau war nach der Ausbildung zeitweise im Immobiliengeschäft tätig gewesen, "sonst hätte ich das Startkapital gar nicht gehabt", und war ohnehin auf der Suche nach einer Arbeit, die ihr wirklich Spaß machte. Und so gründete sie Principessa's - ein klassisches Startup, das seither Macarons herstellt und Backmischungen, Eismischungen, Brotaufstriche und Snacks dazu vertreibt. Principessa, weil ihr Großvater aus Südtirol sie immer so nannte: Prinzessin. Bis vor fünf Jahren gab es sogar einen eigenen Principessa-Laden am Radlsteg, aber der war dann doch nicht rentabel genug für eine hohe Innenstadtmiete. Selbst im Laden zu stehen und nachts zu backen, das ging auf die Dauer auch nicht, und so werden die Macarons jetzt in Laim produziert und vor allem online vertrieben ( www.principessas.de).

Lustigerweise war das französische Feingebäck aber gar nicht ihre erste Idee, mit der sie sich vorstellen konnte, im Lebensmittelbereich tätig zu werden. "Genuss spielte bei mir immer schon eine wichtige Rolle", sagt sie, "ich liebe Süßes, und ich liebe auch salzige Snacks." Eine wichtige Rolle spielen in ihrem Leben aber auch Hunde. Die liebt sie ebenfalls, und die meiste Zeit in ihrem Leben hatte sie auch einen Hund. Und deshalb kam irgendwann zwangsläufig der Gedanke: Wie wäre es, wenn man Leckerlis hätte, die nicht nur dem Hund, sondern auch dem Menschen schmecken?

Wer einen Hund hat, kennt diesen Blick, dem man nur mit einem Herzen aus Stein widerstehen könnte. "Willst Du mich etwa dem grausamen Hungertod preisgeben?", sagt dieser Blick, und ein fetter, feister Mops hat ihn ebenso virtuos drauf wie ein schlankes, graziles Windspiel. Im Ergebnis landet dann ein Bissen Essbares zwischen den Lefzen des Tieres, und mit einem Happs ist die Sache erledigt. Gegessen, sozusagen. Hungertod vermieden. Bis zum nächsten Leckerli zumindest.

Daniela Sepp kennt diese Situation zur Genüge. Nach einigen Jahren Pause, in der sie zu viel zu tun hatte, um einen Hund zu halten, hat sie nun wieder einen: Püppi. Püppi ist eine Bolonka-Hündin; Bolonkas sind eine russische Abart der Bichon-Rasse, die für kleine, lang- oder kraushaarige Schoßhunde bekannt ist. Püppi sei schon etwas ganz Besonderes, sagt ihre Besitzerin. Nicht, dass sie den Blick nicht auch drauf hätte, jeder Hund, jede Hündin kann ihn. "Abends auf dem Sofa war das schon schwierig", erzählt Sepp, "ich werde bei Kartoffelchips ja leicht mal schwach, aber für Hunde ist das Gift." Denn Hunde vertragen eine Menge Sachen nicht, die für die meisten Menschen kein Problem darstellen. Salzige Knabbereien zum Beispiel, Schokolade, auch Milchprodukte sind für sie ungesund, ebenso Weintrauben, roher Fisch und Avocados, beispielsweise. Viele dieser Lebensmittel können Hunde im Körper nicht abbauen, was dann mindestens zu Vergiftungserscheinungen führt.

Hinzu kommt, dass Püppi durchaus auch sonst etwas heikel ist und keineswegs alles frisst. Mit Reiswaffeln, Sepps Alternative zu Kartoffelchips oder salzigen und süßen Knabbereien, war da nichts zu machen. Und so erinnerte sich Sepp an ihre alte Idee, gesunde Leckerlis für Frauchen und Herrchen und ihren Hund zu kreieren.

Kartoffel, Kichererbsen, mildes Curry: einer der Snacks mit "Waueffekt"

In solchen Dingen geht sie gründlich vor, das hatte sich schon bei den Macarons erwiesen und ausgezahlt. Damals hatte sie in Paris extra einen Macarons-Backkurs belegt, nur um dann daheim festzustellen, dass sie für die kommerzielle Nutzung in Deutschland eine richtige Patissier-Ausbildung vorweisen musste, mit allem Drum und Dran. Oder ersatzweise eine Ausnahmebewilligung durch die Konditoren-Innung. "Die habe ich dann durch sehr, sehr viele E-Mails so lange genervt", berichtet sie, "bis sie mich zur Prüfung zuließen." Die theoretische war dann kein Problem, für die praktische übte sie lange im Restaurant Albarone di Monaco beim Koch Georg Mayrhofer, einem Bekannten ihres Vaters, der so wie er aus Südtirol stammt. Es hat dann geklappt, die Prüfer erteilten ihr die Bewilligung, "obwohl ich so nervös war, dass meine Macarons wirklich nicht schön aussahen". Seitdem sind sie längst perfekt, Macarons gehen bei ihr sozusagen wie das Brezlbacken.

Bei den menschentauglichen Hundeleckerlis ist die Sache erfreulicherweise doch etwas einfacher. Hier ging es vor allem darum, die richtigen Zutaten zu finden, die sowohl dem Menschen als auch dem Tier schmecken. Sepp setzt bei ihren Prototypen vor allem auf drei Grundprodukte: Kartoffeln, Kichererbsen und Erbsen. Die werden dann angereichert mit diversen Gewürzen, von Bockshornklee über Fenchel bis hin zu Koriander, Kurkuma, Kümmel und Nelken sowie Zimt. Und durch Kräuter, vorwiegend solche aus dem Mittelmeerraum: Basilikum, Oregano und Rosmarin zum Beispiel. Später will sie dieses Snack-Portfolio noch ausbauen, "ich habe da eine Menge Ideen!" Alles zusammen ergibt "Better Bites", die sie unter der neuen Marke "Best Foodies" ( www.best-foodies.de) vertreiben will. "Will" deshalb, weil es zwar schon zwei Prototypen gibt - Kartoffelwürfel mit Erbsen und mediterranen Kräutern sowie Kartoffel, Kichererbsen und mildes Curry. Für eine richtige Produktion braucht es aber noch eine gewisse Investition, und dieses Geld, 8000 Euro, will sie jetzt per Crowdfunding auf Startnext auftreiben. Bis 8. Juni läuft die Aktion für den "natürlichen Snack mit Waueffekt", so die Gründerin, noch.

Der "Spezialistin für Nischenprodukte" (Sepp über sich selbst) ist schon klar, dass sie mit ihren Better Bites nicht reich werden wird. Aber nachdem die Snacks sowohl bio, vegan, fettarm als auch protein- und ballaststoffreich sind, sieht sie doch ein gewisses Potenzial bei einer ernährungsbewussten Kundschaft. Die obendrein noch tierlieb ist, denn ein Teil der Einnahmen geht an die Tierhilfeorganisation " Cats and Dogs in Not". Wie viel ist noch nicht klar, das hängt auch vom späteren Verkaufspreis ab. Daniela Sepp schwankt da noch zwischen 2,99 und 3,49 Euro für die Tüte. Hängt davon ab, wie die Hundefreunde auf ihre Snacks anspringen. Und deren Vierbeiner natürlich auch!

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