Süddeutsche Zeitung

Post in München:Und wieder eine Filiale weniger

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Der Standort an der Fraunhoferstraße ist schon die vierte Münchner Postfiliale, die 2021 schließt. Gegen das Ende einer fünften regt sich Protest.

Von Ellen Draxel

Ein paar Tage noch haben Bewohner des Glockenbach- und Gärtnerplatzviertels die Chance, ihre Briefe und Pakete zur Post an der Fraunhoferstraße zu bringen. Sie können dort Briefmarken kaufen und bei der Postbank Geld abheben oder einzahlen. Am 25. November um 13 Uhr aber ist Schluss. An diesem Donnerstag schließt die Filiale ihre Pforten, endgültig. Wie in diesem Jahr schon drei andere Standorte in München, wo sich die Post als Kooperationspartnerin und Untermieterin die Räumlichkeiten mit der Postbank geteilt hatte.

Alle drei Anlaufstellen waren extrem frequentiert, sowohl die beiden in Schwabing an der Angerer- und an der Agnesstraße als auch die Filiale im Westend an der Bergmannstraße. Nun sind sie geschlossen. Und in der zweiten Jahreshälfte 2022 soll laut Auskunft der Postbank auch noch die Zweigstelle am Romanplatz dichtmachen.

Der Grund sind wirtschaftliche Erwägungen. "Wir stellen fest, dass unsere Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg", erklärt Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier. Ein Trend, den die Corona-Pandemie noch verstärkt habe. In den vergangenen Jahren hat die Bank ihr Vertriebsnetz deshalb bereits auf bundesweit rund 750 Filialen reduziert.

Der Sparkurs soll weitergehen: Ende 2023 soll es bundesweit nur noch 550 stationäre Stellen geben

Und der Sparkurs soll weitergehen: Man habe sich "mit der Deutschen Post DHL darauf verständigt, die für die Jahre 2024 und 2025 vorgesehenen 100 Filialschließungen vorzuziehen", sagt Rittmaier. Dies zusätzlich zu den ohnehin geplanten Center-Schließungen bis 2023. Ende 2023 soll es nur noch 550 stationäre Anlaufstellen des Finanzdienstleisters in Deutschland geben.

Welche Standorte gefährdet sind, will der Sprecher nicht sagen. "Wir schließen eine Filiale nur dann, wenn sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt", sagt er. Entscheidend sei nicht die Kundenfrequenz, sondern die Art der nachgefragten Leistungen. Das Verhältnis zwischen reinem Service wie etwa Postdienstleistungen und Bargeldauszahlungen auf der einen Seite und "wertschaffendem Neugeschäft" in Form von Abschlüssen auf der anderen Seite müsse stimmen.

Wer seine Bankgeschäfte nicht digital abwickeln könne, werde allein gelassen, sagt Gudrun Piesczek von der CSU

Zumindest den Romanplatz aber haben Bürger und Politiker noch nicht ganz abgeschrieben. In der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg machten Gäste ihrem Ärger Luft und protestierten gegen die geplante Einstellung des Filialbetriebs. "Der ganze Platz ist verschönert worden, aber eine Bank gibt es da jetzt keine mehr", schimpfte eine Anwohnerin. "Die angekündigte Schließung", bestätigte Gudrun Piesczek, sei "ein schwerer Schlag". Das Ende dieser Filiale, so die Sprecherin der CSU-Fraktion im Stadtteilgremium, stelle vor allem ältere und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen "vor sehr große Probleme". Wer seine Bankgeschäfte nicht digital abwickeln könne, werde allein gelassen.

Ihre dringende Bitte, die Zweigstelle aufgrund der "Daseinsfürsorge" zu erhalten, hat die Bürgervertreterin in einen parteiübergreifend befürworteten Antrag gegossen. "Uns ist bewusst, dass die kostenlose Bargeldversorgung gerade bei älteren Menschen ein wichtiges Anliegen ist", sagt dazu Rittmaier. Aber es gebe bei vielen Supermärkten und Drogerien ja das Cashback-Verfahren, bei dem man sich in der Regel bis zu 200 Euro auszahlen lassen könne.

Zuvor hatten bereits die Sozialdemokraten im Stadtrat Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gebeten, sich auf Bundesebene für den Erhalt der Postfiliale am Romanplatz einzusetzen. "Eine stationäre Poststelle", forderten die SPD-Politiker, solle in maximal 1000 Metern anstelle der derzeitigen 2000 Meter Entfernung erreichbar sein." Ein dichtes Netz an postalischen Dienstleistungen trage "entscheidend zur Lebensqualität in den Stadtquartieren bei" und könne "nicht allein durch Outsourcing an teilweise weniger zuverlässige Partnerfilialen ersetzt werden". Auch eine Online-Petition, adressiert an den Chef der Deutschen Post, Frank Appel, fordert den Erhalt des Nymphenburger Postamts. 300 Menschen haben sie inzwischen unterzeichnet.

Kunden der bisherigen Standorte werden an Postschalter in anderen Läden verwiesen

Kunden der bisherigen Filiale an der Fraunhoferstraße verweist die Deutsche Post an den bereits bestehenden Standort Müllerstraße 47. "Im Ladengeschäft der Firma Schaumstoff-Fischer haben wir einen zweiten Schalter eröffnet", sagt Post-Sprecher Dieter Nawrath. Seit dem 7. November gibt es außerdem im Rewe-Markt an der Müllerstraße 3 eine Postfiliale.

Alternativen für den Romanplatz werden noch gesucht. Die Deutsche Post, relativiert Nawrath die Debatte, habe in München derzeit gut 300 Verkaufsstellen. 2006 seien es nur rund siebzig gewesen. Verbessert hätten sich auch die durchschnittlichen Wochenöffnungszeiten, sie stiegen in dieser Zeitspanne von 45 auf 58 Stunden. Die Steigerung zeige sich, trotz der Postbank-Schließungen, auch in der diesjährigen Statistik. "Wir werden", so der Sprecher, "im Dezember in München vier Postfilialen mehr haben als zu Jahresbeginn."

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