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Internationale Automobil Ausstellung:Mit welchen Ideen sich München gegen Hamburg und Berlin durchsetzte

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Im Olympiapark soll das IAA-Publikum autonom fahrende Elektro- und Wasserstoffautos testen können, außerdem sollen Fahrspuren auf Münchens Straßen für die Messe reserviert werden.

Von Ingrid Fuchs, München

Raus aus den Messehallen, hinein in die Stadt: Bei der Wahl des neuen Standorts für die Internationale Automobilausstellung (IAA) hat München mit seinem Konzept überzeugt. Die erste IAA auf bayerischem Boden soll Anfang September 2021 stattfinden, kurz vor dem Oktoberfest. Im Gespräch sind derzeit die Termine vom 7. bis 12. September - oder eine Woche später, vom 13. bis 19. September. Das hätte den Vorteil, dass die Messebesucher dann gleich noch den Beginn der Wiesn miterleben könnten - und den Nachteil, dass manche den Beginn der Wiesn miterleben müssten. Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) scheint festzustehen: Wenn eine Stadt 16 Tage Ausnahmezustand wegsteckt, kann sie vorab auch noch sechs Tage IAA meistern.

Solche Fragen spielen auch im Konzept, mit dem sich München durchgesetzt hat, eine wesentliche Rolle. Die Bevölkerung darf nicht nur etwas von der IAA mitbekommen - sie soll es sogar. Messegelände und Olympiapark, wo die meisten Veranstaltungen stattfinden, liegen etwa 16 Kilometer auseinander. Eine Verbindung soll die U-Bahnlinie 8 schaffen, die auch schon jetzt an Samstagen und während Messen unterwegs ist. "Wir prüfen derzeit, wie sich das in den Fahrplan an den anderen Wochentagen integrieren lässt", sagt Matthias Korte, Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft. Skeptisch klingt er dabei nicht.

Die andere Verbindung zwischen "Summit" und "Open Space" - so heißen Messe und Olympiapark in der Sprache von IAA-Planern, soll die "Blue Lane" sein, auf der Shuttlebusse, E-Fahrzeuge zum Testen oder etwa VIP-Partner fahren dürften. Geplante Dauer: 25 Minuten mit der U8, nur 15 auf der Straße. Wie das bei der typischen Münchner Verkehrsverstopfung möglich sein soll? Durch Spuren, die exklusiv für das IAA-Publikum reserviert sind. Das Kreisverwaltungsreferat beschäftigt sich derzeit mit der Idee und dürfte dabei auch prüfen, wie sich das für andere Verkehrsteilnehmer auswirkt. Am Ende muss darüber dann der Stadtrat entscheiden.

Insgesamt soll es viel ums Ausprobieren gehen bei der nächsten IAA - und zwar von vielen verschiedenen "Mobilitätslösungen", wie es so sperrig heißt. In der Realität bedeutet das etwa, dass es auch zwei Start- und Landeplätze für Volocopter geben soll, also autonom fliegende, elektrische Ultraleicht-Fluggeräte - geeignet für Menschen und für Fracht. Im Olympiapark soll das Messepublikum autonom fahrende Elektro- und Wasserstoffautos testen können. Besucher sollen die neuen Autos sogar bei einstündigen Rundfahrten "mit Alpenpanorama" ausprobieren können, sagte Messechef Klaus Dittrich.

Auch Kulturveranstaltungen und Diskussionsforen sollen dort und in der Innenstadt stattfinden - und wegen der negativen Erfahrungen in der Vergangenheit sind dazu auch Kritiker eingeladen. Zumindest den Bund Naturschutz (BN) wird das wohl nicht vom Protest abhalten: "Die IAA steht mit ihrer Fokussierung auf den motorisierten Individualverkehr und SUVs für eine Mobilitätspolitik von vorgestern. Dagegen werden wir in München gegebenenfalls genauso groß wie in Frankfurt protestieren", sagte BN-Chef Richard Mergner.

Die Stadt München begrüßt die Messe hingegen und unterstützt diese mit verschiedenen Maßnahmen, schließlich erhofft man sich Inspirationen für die Lösung der eigenen Verkehrsprobleme. Unter anderem wird man mit dem IAA-Ticket wohl auch den Öffentlichen Nahverkehr nutzen können.

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SZ vom 05.03.2020
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