Süddeutsche Zeitung

Wohnungsbau in München:"Ein Mix, der sich nicht eindeutig darstellt"

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An der Hochstraße in der Au sollen in einem Neubau 15 Mietwohnungen entstehen. Doch der Entwurf stößt in der Stadtgestaltungskommission auf Kritik.

Von Sebastian Krass

Es ist eine architektonisch schwierige Aufgabe: zwischen einem zweigeschossigen denkmalgeschützten Herbergshäuschen und einem neuen Fünfgeschosser mit Luxuswohnungen ein Gebäude zu errichten, das mit beiden Nachbarn harmoniert. Diese Aufgabe bekam das Münchner Büro Claus Schuh Architekten von einer Hamburger Investorenfamilie gestellt, die auf den Grundstücken Hochstraße 71 und 73 in der Oberen Au 15 Wohnungen errichten will, direkt neben dem neuen Wohnquartier auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände und dem Wirtshaus am Nockherberg.

Am Dienstagabend musste Schuh sein Konzept in der Stadtgestaltungskommission vorstellen, die die Stadt zu prominenten Bauvorhaben berät - mit dem Ergebnis, dass er es deutlich überarbeiten und erneut präsentieren muss.

Der Baukörper, den Schuh vorstellte, wirkt zunächst wie zwei Gebäude, weil ein Teil vier und ein Teil fünf Geschosse hat. Eigentlich ist es aber nur ein Gebäude mit einem Eingang und einem Treppenhaus. Schuh erläuterte, die Höhen entsprächen den zwei bisherigen Wohnhäusern, die weichen müssen, mit dem Unterschied, dass nun Flach- statt Satteldächer vorgesehen seien.

In der Diskussion stieß das Konzept auf Kritik. "Ich finde, dass es eine klare Entscheidung braucht, ob es ein Haus oder zwei Häuser sind", sagte die Architektin Birgit Rapp (Amsterdam). "Im Moment ist es ein Mix, der sich nicht eindeutig darstellt." Stadtheimatpfleger Bernhard Landbrecht regte an, das Gebäude solle vom Herbergshäuschen abrücken: Eine "Fuge", die etwa als Einfahrt zum Hinterhof dienen könnte, würde "mehr Respekt für die kleinen Häuser bedeuten". Als Kompensation, so Landbrecht, könne das Gebäude komplett fünfgeschossig werden. Piero Bruno, Architekt aus Berlin, sähe die Fuge lieber auf der anderen Seite zum Neubau hin.

Noch grundlegender fiel die Kritik des Bezirksausschusses (BA) Au-Haidhausen aus. Der Denkmalschutz-Beauftragte Nikolaus Haeusgen (CSU) monierte, die Herbergshäuschen würden "erschlagen". Zudem würden "die Luxuswohnungen der Gentrifizierung Vorschub leisten". Als Bauherr firmiert die Familie Becken, die mit ihrer Holding auch das benachbarte Projekt "Hoch der Isar" realisiert, an der Hochstraße 71 und 73 aber für den privaten Bestand baut. Man wolle die Wohnungen "zu marktüblichen Preisen vermieten", erklärt die Familie auf Anfrage. Die Preise dürften somit deutlich jenseits der 20 Euro pro Quadratmeter liegen.

Ihr Architekt Schuh reagierte wenig begeistert auf die Kritik. Er führte an, man habe "sechs oder acht Entwürfe" von der Lokalbaukommission (LBK) der Stadt darauf prüfen lassen, welche genehmigungsfähig seien, daraus habe sich dieses Konzept entwickelt. Wenn man eine Fuge einführe, könne das Haus nicht verbindend wirken, sondern werde zu einer Seite gehören. "Aber man kann die Vorschläge gern ausprobieren."

Grünen-Stadträtin Anna Hanusch, die die Kommissionssitzung leitete, wies Schuh sanft zurecht: "Wir sind nicht die Genehmigungsbehörde", man habe einen eigenen Auftrag. In diesem Fall, so fasste Hanusch das Votum zusammen, habe man "eine deutliche Tendenz für eine Fuge und die Erscheinung als ein Haus, bei der Höhe ist noch Klärungsbedarf".

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